In Joh 14. 12, der Rede von den gröβeren Werken, begegnet dem Leser eine Äuβerung, die ihn, liest er nicht flüchtig darüber hinweg, vor eine seltsam verschlossene Türe führt. Der johanneische Christus verheiβt den an ihn Glaubenden, daβ sie nach seinem Weggang dieselben Werke tun werden, die er getan hat – nein, diese Verheiβung genügt noch nicht: die Glaubenden werden gröβere Werke tun als er. Was wird hier bedacht? Welche Problematik verbirgt sich hinter dieser fast verwegenen Ankündigung: die Jünger werden Jesu Tun nicht nur erreichen, sie werden es übertreffen –? Gesteht man sich die Verlegenheit ein, in die dieser Satz zunächst führt, und verharrt man fragend in solcher Verlegenheit, dann wird die Rede von den gröβeren Werken zu einem Schlüssel, der die Tür zu einem weiten Raum aufschlieβt, zu einem Einblick in das Selbstverständnis und die geschichtliche Lage der johanneischen Gemeinde.