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Das Klopstockbild Stefan Georges Und Seines Kreises

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Von Erika Metzger-Hirt*
Affiliation:
State University of New York Buffalo 14

Extract

Sowohl in der Literatur über Klopstock als auch in der Literatur über Stefan George wird heute immer wieder darauf hingewiesen, daß Klopstock Stefan George und seinem Kreis weit mehr als ein durch Schule und Universität überlieferter Name war. Klopstock gehörte zu den dichterischen Vorgängern Georges, zu den anerkannten Kultgestalten des Kreises, denen George sich in seinem eigenen künstlerischen Wirken verpflichtet fühlte und deren Bedeutung für die deutsche Dichtung er hervorhob. Norbert von Hellingrath bleibt das Verdienst, als erster Literarhistoriker auch die innere Verwandtschaft Georgescher und Klopstockscher Dichtung erkannt und formuliert zu haben. In dieser Erkenntnis folgten ihm Hans Gerhard, Claude David, Karl August Schleiden, Jean Murat, Eric A. Blackall und Paul Gerhard Klussmann. Diese Arbeit konzentriert sich im folgenden insbesondere auf das Phänomen, daß von einem Dichter des 20. Jahrhunderts und seinem Kreis ein deutscher Dichter des 18. Jahrhunderts wieder in seiner besonderen Bedeutung betont und gewürdigt wurde, und sie soll sich Einzelheiten zuwenden, die es rechtfertigen, eine innere Beziehung Georges zu Klopstock anzunehmen.

Type
Research Article
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1964

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References

1 Norbert von Hellingrath, Hölderlin-Vermächtnis (München, 1936), S. 20–22; Hans Gerhard, Stefan George und die deutsche Dichtung, Gießener Beiträge zur deutschen Philologie, Bd. 53 (Gießen, 1937), S. 27–33; Claude David, Stefan George. Son Œuvre poétique, Bibliothèque de la société des études germaniques, ix (Lyon, Paris, 1952), 225; Karl August Schleiden, Klopstocks Dichtungstheorie als Beitrag zur Geschichte der deutschen Poetik (Saarbrücken, 1954), S. 26; Jean Murat, Klopstock. Les Thèmes principaux de son œuvre, Publications de la Faculté des Lettres de l'Université de Strasbourg, Bd. 138 (Paris 1959), S. 32; Eric A. Blackall, The Emergence of German as a Literary Language (Cambridge, England, 1959), S. 347 und 350; Paul Gerhard Klussmann, Stefan George. Zum Selbslverständnis der Kunst und des Dichters in der Moderne, Bonner Arbeiten zur deutschen Literatur, i (Bonn, 1961).

2 Wolfgang Leppmann, “Goethe im Deutschunterricht,” PMLA, lxxv (1960), 540–562. Klopstocks Dichtung wurde insbesondere vom literarischen Zirkel am Hofe der Landgräfin von Darmstadt, Henriette Christiane Karoline (1721–74) verehrt. Eins der 34 Exemplare der Darmstädter Oden-Ausgabe von 1771 war der Landgräfin gewidmet.—Eine Beschreibung des Darmstädtertums findet sich in Karl Wolfskehls Aufsatz “Darmstädter Nationalgesichter,” in Gesammelte Werke, 2 Bde. (Hamburg, 1960), ii, 347–350. (Hiernach als KW i, bzw. ii, im Text zitiert.)

3 Friedrich Wolters, Stefan George und die Blätter für die Kunst. Deutsche Geistesgeschichte seit 1890 (Berlin, 1930), S. 13. Karl Wolfskehl (1869–1948), ebenfalls Schüler des Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt, stimmt im wesentlichen mit Wolters' Bemerkungen über die Schulzeit Georges überein. Wolfskehl prägte den Begriff der “Ibsen-Jugend” für diese Einzelnen, “denen die Schule nur gelegentlich durch einen begeisternden Lehrer noch etwas zu bieten hatte, als Institution aber nichts mehr bedeuten konnte, die neben ihr, oft gegen sie, sich bildeten” (KW, ii, 351).

4 Stefan George, Gesamtausgabe der Werke, 18 Bde. (Berlin, 1927–1934), i, 13 und 18–19. Auf diese Ausgabe beziehen sich hiernach alle Band- und Seitenangaben im Text.

5 Über Epigonentum und Naturalismus finden sich einige “Merksprüche” bei Stefan George, Blätter füer die Kunst. Eine Auslese aus den Jahren 1892–98 (Berlin, 1899), S. 16 und 17.

6 Klussmann, a.a.O., S. 18.

7 Friedrich Gundolf, George (Berlin, 1920), S. 51.

8 Klussmann, a.a.O., S. 12.

9 Edgar Salin, Um Stefan George. Erinnerung und Zeugnis 2. Aufl. (München, Düsseldorf, 1954), S. 165.

10 Ebd., S. 164.

11 Wolters, a.a.O., S. 68.

12 Briefwechsel zwischen George und Hofmannsthal, 2. Aufl. (München, Düsseldorf, 1953), S. 109.

13 Salin, a.a.O., S. 179 und 186; “L. K. dank für sendung des ganzen JAHRH:ich bedaure jedoch dass ich über die

schönen reinlichen päckchen mit merkungen kommen muss, denn bestürzt ersehe ich dass ich mit der sache wie sie vorliegt nichts beginnen kann.d.h. keine druckvorlage. darum handelte es sich nur. bei einigen der ausschnitte fehlt reihenfolge. über & untertitel usw. bei den schreibheften sind lesezeichen. rechtschrift noch willkürlich oder nicht . . . und hier ist keine möglichkeit die nötigen ausgaben zum vergleich zu erlangen.“

14 Gerhard, a.a.O., S. 28.

15 Robert Boehringer, Mein Bild von Stefan George, 2 Bde. (München, Düsseldorf, 1951), i, 128.

16 Älteste deutsche Dichtungen, übers. und hrsg. von Karl Wolfskehl und Friedrich von der Leyen (Leipzig, 1909); Das Buch vom Wein. Aus allen Zeiten und Breiten, hrsg. von C. S. Gutkind und Karl Wolfskehl (München, 1927).

17 Boehringer, a.a.O., i, 96–97; Salin, a.a.O., 174ff.

18 Salin, a.a.O., S. 175 bestätigt, daß die kostbare Wolfskehlsche Bibliothek schon zur Entstehungszeit der Anthologie-Bände die “wichtigsten, für die Edition benötigten Werke enthielt.” An dieser Stelle sei besonderer Dank der Schocken-Bibliothek in Jerusalem ausgesprochen, durch die ich wertvolle Informationen über Wolfskehls Klopstock-Sammlung erhielt.

19 Deutsche Dichtung, Hrsg. und eingeleitet von Stefan George und Karl Wolkskehl, 3 Bde. (Berlin 1900–02), iii, 6. Hiernach 3.Bd. als DD im Text zitiert.

20 Auswahl deutscher Gedichte für höhere Schulen, hrsg. von Theodor Echtermeyer, 26. Aufl., hrsg. von Hermann Masius (Halle, 1880); Hausbuch deutscher Lyrik, hrsg. von Ferdinand Avenarius (München, 1902). Echtermeyer betonte 1836 in seinem Vorwort zur 1. Aufl. die sorgfältige “Erwägung des poetischen und sittlichen Gehaltes der aufzunehmenden Stücke.”—Avenarius, dessen Anthologie im Erscheinungsjahr von Deutsche Dichtung III herauskam, betonte die Prüfung der Gedichte “auf den Gehalt an Lebenswerten hin”, sprach vom “Lebenssegen unserer Lyrik”.

21 Die wichtigsten Klopstock-Würdigungen des George-Kreises stammen von Ernst Bertram, Friedrich Gundolf und Max Kommerell: Ernst Bertram, Deutsche Gestalten, 2.Aufl. (Leipzig, 1934); Friedrich Gundolf, Hutten, Klopstock, Arndt (Heidelberg, 1924); Max Kommerell, Der Dichter als Führer in der deutschen Klassik (Berlin, 1928).

22 Wolters, a.a.O., S. 218.

23 Salin, a.a.O., S. 183.

24 Klopstock, Sämmtliche Werke, 10 Bde. (Leipzig, 1854), v/vi, 352.

25 Friedrich Gottlieb Klopstocks Oden, hrsg. von Franz Muncker und Jaro Pawel, 2 Bde. (Stuttgart, 1889); Klopstocks Werke, 12 Bde. (Leipzig, 1798–1817).

26 Siehe DD, S. 16; Muncker-Pawel, a.a.O., i, 232; Göschen (1798–1817), i, 320. Die verschiedenen Drucke der Oden in der Göschen-Gesamtausgabe schwanken zwischen “an der Mutter Arme” und “Armen”. Ein ähnliches Beispiel ist die Schwankung zwischen “Erfindung” und “Empfindung”. DD, S. 8, bringt wie Muncker-Pawel “erfindung”.

27 Hans Rössner, Georgekreis und Literaturwissenschaft (Frankfurt am Main, 1938), S. 189 und 190: “Klopstock wird hier Georgeaner.”

28 Avenarius, a.a.O., S. 194.

29 Kommerell, a.a.O., S. 35–60.

30 Murat, a.a.O., S. 32.

31 Kommerell, a.a.O.. S. 16–26 und 33–34.

32 Hans Jaeger, “Stefan Georges französische Gedichte und deutsche Übertragungen,” PMLA, li (1936), 563–593.

33 Hans Henny Jahnn, Klopstocks 150. Todestag am 14. März 1953, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Abhandlungen der Klasse der Literatur, Jahrgang 1953, Nr.1 (Mainz, 1953), S. 4–6; Walter Silz, “On Rereading Klopstock,” PMLA, lxviii (1952), 744–768; Bernhard Blume, “Orpheus and Messiah: The Mythology of Immortality in Klopstock's Poetry,” GQ, xxxiv (1961), 218–224.

34 Friedrich Sieburg, “Stefan George” in Die Grossen Deutschen, 2.Aufl. (Berlin, 1957), iv, 277–292.

35 Norbert von Hellingrath wandte als erster das Prinzip der “harten” und “glatten Fügung” bei der Beurteilung deutscher Lyrik an (a.a.O., S. 20–22). Eric A. Blackall, a.a.O., S. 347, charakterisiert Klopstocks Gebrauch der “harten Fügung” mit folgenden Worten: “This style is full of pent-up energy. It stammers in repetition, interrupts itself with interjections, intensifies itself by variations—all in order to hold back the rhythm, to prevent it from becoming fluid and to throw some element still to come in some startling relief.”

36 Als Beispiel für Georges Gebrauch der “glatten Fügung” z.B. iv, 12:

Dort nimm das tiefe gelb↓s weiche grau

Von birken und von buchsder wind ist lau.

Die späten rosen welkten noch nicht ganz.

Erlese küsse sie und flicht den kranz.

37 Als Beispiel für “harte Fügung” (mit Anklängen an Klopstocks “Dem erlöser”, DD, S. 10–12) siehe auch Georges Gedicht “Hyperion” (ix, 14).

38 Muncker-Pawel, a.a.O., i, 30 und 4.—Außer in Deutsche Dichtung findet sich nur noch in den Tafeln (vi/vii, 203) ein direkter Hinweis Georges auf Klopstocks Geburtsort Quedlinburg.