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Biblische Einflüsse in der Reimvorrede des Sachsenspiegels

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

Guido Kisch*
Affiliation:
New York City

Extract

In den Handbüchern und Grundrissen der deutschen Rechtsgeschichte wird unter den Quellen oder Vorbildern, die Eike von Repgow bei der Abfassung des Sachsenspiegels massgebend beeinflusst haben sollen, allgemein der Name des Didaktikers Wernher von Elmendorf angeführt. Ein Lehrgedicht dieses in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Thüringen reimenden niederdeutschen Geistlichen soll dem Verfasser des Sachsenspiegels als Vorbild gedient haben, als er die Reime zur Vorrede seines Rechtsbuches zusammenfügte. “Der zweite Teil der Praefatio Rhythmica, Vers 97–280, ist von Eike in Reimpaaren mit Benutzung eines Lehrgedichtes des Werner von Elmendorf abgefasst worden.” So lautet die Formulierung Heinrich Brunners, die in allen Auflagen seiner Grundzüge der deutschen Rechts geschickte wiederkehrt. Claudius von Schwerin schreibt in seinem neuesten Grundrisswerk Germanische Rechtsgeschichte: “Auch kannte Eike mittelalterliche Dichter,” was im Hinblick auf die auch von ihm angenommenen “zahlreichen Anklänge” an jenen Dichter im zweiten Teil der Reimvorrede mit auf Elmendorf zu beziehen ist. Karl August Eckhardt bemerkt in der Einleitung zu seiner Sachsenspiegelausgabe mit quellenkritischer Vorsicht bloss, dass sich in der Reimvorrede “Anklänge an Wernher von Elmendorf” finden.

Type
Research Article
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1939

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References

1 Ueber Werner von Elmendorf und sein Lehrgedicht vgl. Gustav Ehrismann, Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, ii: Die mittelhochdeutsche Literatur, Schlussband (München, 1935), S. 306–307. Ueber den Sachsenspiegel vgl. Guido Kisch, “The Sachsenspiegel and Its Sources,” Germanic Review, xiv (1939), S. 3–13.

2 I. Auflage (Leipzig, 1901), S. 96, Anm. 1; 8. (letzte) Auflage, herausgegeben von Claudius von Schwerin (München, 1930), S. 109, Anm. 2.

3 (Berlin, 1936), S. 154.

4 Schwerin, Claudius von, Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichte, (München und Leipzig, 1934), S. 127; vgl. auch v. Schwerin, Artikel “Eike von Repgowe” in Wolfgang Stammlers Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, i, (Berlin und Leipzig, 1933), S. 519: “Die Sprache Eikes zeigt zudem, dass auch die Poesie nicht ohne Einfluss auf ihn war. Die Werke von Gottfried von Strassburg, Hartmann, Wernher von Elmendorf und Walther von der Vogelweide, deren Spuren sich verfolgen lassen, sind aber wohl nur ein Teil der Lektüre des Mannes, der in der Vorrede zur ‘Weltchronik’ das ‘lesen in den buken’ so warm empfiehlt.“Google Scholar

5 Eckhardt, Karl August, Sachsenspiegel Land- und Lehnrecht (Hannover, 1933), S. xiv.Google Scholar

6 Roethe, Gustav, “Die Reimvorreden des Sachsenspiegels,” Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, philologisch-historische Klasse, neue, Folge, Band ii, Nr. 8 (Berlin, 1899).Google Scholar

7 Roethe, a.a.O., S. 29–30.—Wo im folgenden auf “Roethe” ohne einen weiteren Beisatz Bezug genommen wird, ist überall S. 30 in Roethes “Die Reimvorreden des Sachsenspiegels” gemeint.

8 Die Rezensionen von J. Franck, Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur, xxvi (1900) 117–124, und Friedrich Panzer, Literaturblatt für germanische und romanische Philologie, xxii (1901), 366–367, äussern im allgemeinen Zweifel zu Roethes Ergebnissen aus philologischen Gründen, berühren aber die Elmendorf-Hypothese leider nicht. Letzteres gilt auch von G. Ehrismann, Zeitschrift für deutsche Philologie, xxxv (1903), 102–106.

9 Näheres darüber folgt weiter unten.

10 Vgl.z.B. Hans von Voltelini, “Der Verfasser der Sächsischen Weltchronik,” Forschungen zu den deutschen Rechtsbüchern ii, Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, philosophisch-historische Klasse, Band cci, Abhandlung 4 (Wien, 1924), S. 12; Anton Pfalz, “Die Überlieferung des Deutschenspiegels,” Forschungen zu den deutschen Rechtsbüchern I, daselbst, Band cxci, Abh. 1 (Wien 1919), S. 15; Karl August Eckhardt, Rechtsbücherstudien, iii (Berlin, 1933), 49.

11 Schröder, Richard, Deutsche Literaturzeitung, xxi (1900), 1393–96, besonders S. 1394. Schröder stimmte Roethes Forschungsergebnissen restlos zu. Das kommt auch in seinem Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte, 7. Auflage (Berlin und Leipzig, 1932), S. 719, Anm. 6 und S. 720, Anm. 11 zum Ausdruck. Daselbst wird einfach auf “die vortreffliche Untersuchung von Roethe” hingewiesen.Google Scholar

12 Vgl. Herman Ballschmiede, Die Sächsische Wellchronik, Berliner philosophische Dissertation (Berlin, 1914), S. 51 ff.; Walter MöEenberg, “Eike von Repgow,” Historische Zeitschrift, cxvii (1917), 395.

13 Hofmeister, Adolf, “Das Wormser Konkordat,” Festschrift für Dietrich Schäfer zum siebzigsten Geburtstag (Jena, 1915), S. 113, Anm. 3; Hofmeister, Historische Zeitschrift, cxv (1916), 207.—Freilich ist auch Hofmeister von der Richtigkeit des Roetheschen Nachweises überzeugt, demzufolge Werner von Elmendorfs Lehrgedicht in der Reimvorrede zum Sachsenspiegel verwertet ist.Google Scholar

14 Frensdorff, Ferdinand, “Beiträge zur Geschichte und Erklärung der deutschen Rechtsbücher, iv: Der rechtshistorische Gehalt der Sachsenspiegel-Vorreden,” Nachrichten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göltingen, philologisch-historische Klasse, 1921, S. 143; vgl. auch S. 133, 142.Google Scholar

15 Anmerkung 2 bei Frensdorff, a.a.O., S. 143 : “Das Gedicht Werners von Elmendorf übersetzte lehrhafte Sentenzen aus den klassischen, vorzugsweise lateinischen Schriftstellern (hg. v. Hoffmann v. Fallersleben in Haupts Zeitschrift für deutsches Altertum, iv [1844], 284 ff.). Von den Stellen, die Eike sonst noch benutzt haben soll, ist V. 239 so undeutlich, dass man erst aus der Reimvorrede V. 113 ein Verständnis gewinnt. Die auffallende Zusammenstellung ‘tzorn noch gift’ (V. 276) ist Bruchstück einer richterlichen Eidesformel, die Reimvorr. V. 149 und Prologus bei Homeyer S. 136 vollständig aufweisen : nemannes lieve noch leide noch tzorn noch gift so ne blende. Was Ballschmiede (Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, Bd. 40 [1914], S. 131 ff.) an angeblichen Parallelstellen bringt, verstärkt die Übereinstimmung nicht.“

16 Voltelini (oben Anm. 10), S. 16: “Die Benützung des Lehrgedichtes Wernhers von Elmendorf, die für die Reimvorrede des Sachsenspiegels Roethe erwiesen hat, ergibt sich aus den von Ballschmiede angeführten Stellen, besonders aus Vers 65 f. Wernhers im Vergleich mit Vers 62 f. der Chronik, auch für die Reimvorrede der Weltchronik.” Vgl. Karl August Eckhardt, Savigny-Zeilschrifl für Rechtsgeschichle, Germanistische Abteilung, xlv (1925), 473.

17 Vgl. z. B. Kurt Müller, “Eike von Repgow,” Festschrift: “Dem Andenken Eikes von Repgow, des Schöpfers des Sachsenspiegels und der Sächsischen Weltchronik, ein Gedenkblatt zur 700. Wiederkehr seines Todesjahres, gewidmet vom Lande Anhalt,” [Dessau], 1934, S.11: “Näher steht ihm der Eichsfelder Geistliche Werner von Elmendorf, dessen Dichtungen auf Eike, wie die Reimvorreden deutlich erkennen lassen, nach Form und Inhalt einen nachhaltigen, starken Einfluss ausgeübt haben.“—Ehrismann (oben Anm.1), S.307 : “Eike von Repgowe hat es [Elmendorfs Lehrgedicht] gekannt, wie einige Parallelen im Sachsenspiegel wahrscheinlich machen.”

18 Kisch, Guido, “Sachsenspiegel und Bibel, Quellenforschungen zum Sachsenspiegel, zugleich ein Beitrag zur Geschichte des biblischen Einflusses auf das deutsche Recht im Mittelalter,” erscheint voraussichtlich im Herbst 1939. Vgl. vorläufig G. Kisch, “Biblical Spirit in Mediaeval German Law,” Speculum, xiv (1939), 38–55.Google Scholar

19 Reimvorrede zum Sachsenspiegel, Prologus sowie der Landrechtstext selbst werden im folgenden nach Karl August Eckhardts Ausgabe der Quedlinburger Handschrift, bekanntlich der ältesten erhaltenen Sachsenspiegelfassung (Hannover, 1933), angeführt.

20 Vom philologischen Standpunkte massgebend ist immer noch die einzige Textausgabe des Elmendorfschen Lehrgedichtes von Hoffmann von Fallersleben in der Zeitschrift für deutsches Altertum, iv (1844), 284–317. Die Parallelstellen zu der Reimvorrede des Sachsenspiegels sind in Eckhardts Ausgabe unter dem Striche abgedruckt.

21 Siehe oben Anm. 15.

22 Vgl. Gustav Homeyer, “Die Extravaganten des Sachsenspiegels,” Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1861, S. 248, Nr. 25: “. . . ich swere gote und meyme hern dem konige, meynen hern den Rotmannen, meynen hern den scheppen, das ich meyn ameth getrewlichen verwesen will und dorynne recht geczeugnis füren und tuen wil dem armen als dem richen, dem gaste als dem eynwoner, und das nicht lassen wil weder durch libe noch durch leit noch durch gobe,. . .“

23 Homeyer, G., Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften, neue Bearbeitung (Weimar, 1931/1934), Nr. 311.Google Scholar

24 Homeyer, Die deutschen Rechtsbücher, Nr. 195; Abdruck bei Homeyer, Des Sachsenspiegels Erster Teil oder das Sächsische Landrecht, 3. Ausgabe (Berlin, 1861), S. 137.

25 Eine interessante Parallele findet sich in dem Gedichte “Wer do sal eyn richter sein,” am Ende der Handschrift des Breslauer Landrechts Mscr. i, 10 der Breslauer Stadtbibliothek (15. Jahrhundert); Homeyer, Die deutschen Rechtsbücher, Nr. 208; Ernst Theodor Gaupp, Das schlesische Landrecht, (Leipzig, 1828), S. 57. Der unbekannte Dichter fügt die von ihm herangezogene Bibelstelle (wohl Psalm 58, 2) im Wortlaut der Vulgata seinen deutschen Versen ein:

Und dy falsche orteil vinden
Sal der tewfil ewig binden.
Recte judicate filii hominum.
Ir richtir richtit rechte
Menschlichis gesiechte.

26 So Roethe, S. 30. Roethe widerspricht sich aber selbst durch seine Ausführungen auf S. 106, vorletzter Absatz.

27 Man vergleiche etwa das Reimregister bei H. E. Bezzenberger, Frîdankes Bescheidenheit (Halle, 1872), S. 24–263 im allgemeinen. Gerade der von Roethe so betonte Reim erde: werde, ist sehr gewöhnlich; vgl. Bezzenberger, S. 251 unter ërde.

28 Im folgenden angeführt nach der Ausgabe von H. E. Bezzenberger, welche durch den an Quellen und Parallelen reichen Kommentar ausgezeichnet ist.

29 (Göttingen, 1860), S. 112–114, vgl. ferner Bezzenberger, S. 438 f. zu 147, 9, 10.

30 Roethe, S. 30, Anm. 1.

31 J. P. Migne, Patrologia Latina, lxxxiii (Paris, 1862), p. 860 B–861 A. Vgl. Frîdanhes Bescheidenheit, 78, 15–16:

Sîn selbes sin er mêret,
der wîsheit gerne lêret.

Freidank, 79, 3—4:

Swie vil der wise witze gît
er ist doch rîche z'aller zît.

Dazu Carl Loewer, Palristische Quellenstudien zu Freidanks Bescheidenheit, Leipziger philosophische Dissertation (Berlin [1901]), S. 39.

32 Z. B. Frîdankes Bescheidenheit, 40, 15—16:

Man sol sich gerne erbarmen
über die edeln armen.

Dazu Bezzenberger, S. 322. Vgl. auch Karl Friedricb Wilhelm Wander, Deutsches Sprichwörterlexikon iii, (Leipzig, 1873), 1616, Nr. 112, 113.

33 Ballschmiede, Die Sächsische Weltchronik, S. 48.

34 Schon Homeyer scheint diese Vorstellung vorgeschwebt zu haben, indem er zu Ssp. Reimvorrede Vers 201 f. Ecclesiasticus ix, 21–22 vermerkte; vgl. Homeyer, Sachsenspiegel, S. 132, Anm.*

35 Es geschieht dies innerhalb der originalen Stelle Vers 670–674 mit den Worten (V. 671): “Wanne Salomon tut uns des gewis.” Vgl. noch Anton E. Schönbach, “Die Quelle Wemhers von Elmendorf,” Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, xxxiv (1890), S. 57 und 64.

36 Vgl. Hermann Kantorowitz, Einführung in die Textkritik (Leipzig, 1921); Wilhelm Bauer, Einführung in das Studium der Geschichte, 2. Auflage (Tübingen, 1928). Wenige Andeutungen bei Claudius von Schwerin, Einführung in das Studium der germanischen Rechtsgeschichte und ihrer Teilgebiete (Freiburg i.B., 1922), S. 107–111.

37 Frensdorff, “Beiträge zur Geschichte und Erklärung der deutschen Rechtsbücher, II: Sachsenspiegel, ii, 66 ff. und der Landfriede,” Nachrichten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göltingen, 1894, S. 4.

38 Vgl. Roethes Bemerkungen auf S. 101, letzte Zeile und S. 104, Anm. 1.

39 Oben Anm. 15.

40 Ballschmiede, Die Sächsische Weltchronik, S. 52.

41 Homeyer, Sachsenspiegel, S. 123; Roethe, S. 104–107; Rudolf Hübner, Goethe als Kenner und Liebhaber der Rechtsgeschichte, (Weimar, 1932), S. 26.

42 So Roethe, S. 106.

43 So Roethe, S. 107.

44 Über Freidanks Bescheidenheit siehe ausser der Einleitung zu Bezzenbergers Ausgabe vor allem die erschöpfende Darstellung bei Ehrismann (oben Anm. 1), S. 316–323; ferner Friedrich Neumann, Artikel “Freidank” in W. Stammlers Verfasserlexikon, i (oben Anm. 4), 660–670.

45 Vgl. oben Anm. 27 und 32.

46 Weiland, Ludwig, “Sächsische Weltchronik,” Monumenta Germaniae Eistorica, Deutsche Chroniken, ii 1 (Hannover, 1876), S. 66.Google Scholar

47 Vgl. die noch nach Wilhelm Grimm Freidank zugeschriebenen Verse bei Bezzenberger, S. 242:

ouch istz dem manne niht guot
daz er [sîn] unsaelekeit sô [sêre] klage
daz er an fröuden gar verzage.
durch liep durch leit sol niemen sich
vergâhen; daz ist wîslich.

48 Vgl. Sachsenspiegel, Reimvorrede, Vers 144: “daz mîn tumme sin virmiden hât.“

49 Homeyer, Sachsenspiegel, S. 137.

50 In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass sich im Deutschenspiegel, Artikel 77, 3 eine wörtliche Entlehnung aus Freidanks Bescheidenheit (54, 4–5) als Zitat eingestreut findet; K. A. Eckhardt und A. Hübner, Deutschenspiegel und Augsburger Sachsenspiegel (Hannover, 1933), S. 149. Das gehört selbstverständlich auf ein anderes Blatt; vgl. auch Eberhard Freiherr von Künssberg, “Rechtsverse,” in Neue Heidelberger Jahrbücher, 1933 (Heidelberg 1933), S. 105.

51 Möllenberg, Walter, Eike von Repgow und seine Zeit (Burg bei Magdeburg, 1934), S. 52–55, 124.Google Scholar

52 Schröder, Richard, “Zu der Praefatio Rhythmica des Sachsenspiegels,” Savigny-Zeitschrifl für Rechtsgeschichle, Germanistische Abteilung, xiii (1892), 226 f.Google Scholar

53 Ballschmiede, Die sächsische Weltchronik, S. 51 ff.

54 Oben Anm. 15.—Ein Beispiel für richtige wissenschaftliche Behandlung von Parallelstellen siehe bei Alfred Hübner, Vorstudien zur Ausgabe des Buches der Könige in der Deutschenspiegelfassung und sämtlichen Schwabenspiegelfassungen (Berlin, 1932), S. 83 f.

55 Schröder, “Zur Kunde des Sachsenspiegels,” Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, ix (1888), S. 52–54.

56 Frensdorff, in der oben Anm. 14 angeführten Abhandlung, S. 142 f. und Anm. 1.

57 Von feiner Einfühlung in die mittelalterliche Gedanken- und Gefühlswelt zeugen: Otto von Gierke, Johannes Althusius und die Entwicklung der naturrechtlichen Staatstheorien, 3. Ausgabe (Breslau, 1913), S. 60–64; J. Huizinga, Herbst des Mittelalters, Studien über Lebens- und Geistesformen des 14. und 15. Jahrhunderts in Frankreich und in den Niederlanden (München, 1924); Jacob Wackernagel, Die geistigen Grundlagen des mittelalterlichen Rechts, in der Sammlung “Recht und Staat in Geschichte und Gegenwart,” Heft 62 (Tübingen, 1929). Vgl. auch G. Ehrismann, Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, ii, 1–3 (München, 1922–1935).

58 Sehr lehrreich sind dafür die Parallelstellen, die Bezzenberger in den Anmerkungen zu seiner Freidank-Ausgabe für jede Sentenz in grosser Zahl beibringt; ebenso das bereits erwähnte Vergleichsmaterial bei Carl Schulze, Die biblischen Sprichwörter der deutschen Sprache (Göttingen, 1860), etwa S. 112 ff., 155 f. Vgl. auch die treffenden allgemeinen Bemerkungen zu dem Problem bei Bezzenberger, S. 14–15, 38. Ferner Edward Schröder, “‘Herzog’ und ‘Fürst’,“ Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, German. Abt., xliv (1924), S. 9: “Den direkten und indirekten Einfluss der lateinischen Bibel auf den Wortschatz der Vulgärsprachen kann man sich nicht leicht gross genug vorstellen. Der sich täglich erneuende Zwang zur Wiedergabe der mannigfaltigsten biblischen Ausdrücke hat nicht nur zu zahlreichen Neubildungen geführt, er hat auch die Auswahl aus dem vorhandenen Sprachschatz und die Entwicklung, gelegentlich auch die Umbiegung der Wortwerte vielseitig gefördert. Und mit dem auf diese Weise stark kirchlich beein-flussten Wortmaterial hat sich dann wiederum die weltliche Sprache im literarischen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben abgefunden.”

59 Friedrich Neumann in dem oben Anm. 44 angeführten Artikel “Freidank,” S. 669. Selbstverständlich liegt auch bei Freidanks Bescheidenheit der Ursprung der religiösen Sprüche in der Bibel und in kirchlichen Schriften; vgl. G. Ehrismann (oben Anm. 1), S. 321; sehr beachtlich auch Carl Loewer, Patrislische Quellenstudien zu Freidanks Bescheidenheit, S. 6–7.