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Wie christlich ist die Offenbarung des Johannes?*

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

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Das letzte Buch der Bibel hat sowohl der Verkündigung der Kirche wie auch der neutestamentlichen Wissenschaft eine Vielzahl von Problemen und schwer zu lösenden Rätseln aufgegeben, die bis heute recht unterschiedlich bewertet werden. Schon in der Zeit der alten Kirche war man kontroverser Auffassung in der Frage, welche Persönlichkeit als Verfasser des Buches in Anspruch genommen werden könnte. Bischof Dionys von Alexandrien hat um die Mitte des dritten Jahrhunderts eine ausführliche Stellungnahme abgegeben, die uns durch Euseb überkommen ist. Darin wird auf die erheblichen Differenzen aufmerksam gemacht, die zwischen dem vierten Evangelium und der Apokalypse bestehen. In keiner der beiden Schriften werde auf die andere in erkenn-barer Weise Bezug genommen. Vielmehr seien sowohl die verwendete Begrifflichkeit wie auch der sprachliche Ausdruck von ganz verschiedener Art. Während dem Evangelisten das gute Zeugnis ausgestellt wird, er habe ein fehlerloses Griechisch geschrieben, in höchster Gewandtheit des Ausdrucks, der Gedankenentwicklung und der Satzverbindung, widerfährt dem Verfasser der Apokalypse eine weit weniger günstige Beurteilung: seine Rede und Sprache seien nicht rein griechisch, er gebrauche gelegentlich barbarische Wendungen und mache sich bisweilen auch grober Sprachfehler schuldig. Dionys spricht diese Einschätzung nicht leichten Herzens aus. Denn er fügt die Versicherung hinzu, niemand möge glauben, er habe seine Meinung in spöttischer Absicht formuliert. Vielmehr habe er nur die Ungleichheiten dieser Schriften dartun wollen. In der neueren Diskussion sind zwar immer wieder Versuche unternommen worden, ein größeres Maß an Beziehungen oder gar Übereinstimmungen zwischen dem vierten Evangelium und der Apokalypse aufzuweisen. Doch ist kritische Forschung gut beraten, wenn sie die Argumente des Dionys auch heute mit der gebotenen Sorgfalt zur Kenntnis nimmt und bedenkt.

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Copyright © Cambridge University Press 1988

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References

page 321 note 1 Euseb, H.E. VII, 25.Google Scholar

page 322 note 1 Luther, M., Vorrede auf die Offenbarung des Johannes, in: Das Neue Testament Deutsch (Wittenberg 1522).Google Scholar

page 323 note 1 Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments (Tübingen: Mohr-Siebeck, 9 1984) 525 f.Google Scholar

page 323 note 2 Zur Charakterisierung der Apokalyptik vgl. bes. Vielhauer, P., Geschichte der urchristlichen Literatur (Berlin: de Gruyter, 1975) 485–94Google Scholar sowie Buchanan, G. W., Revelation and Redemption (Dillsboro N.C.: Western North Carolina Press, 1978)Google Scholar und Lebram, J./Müller, K./Strobel, A., Apokalyptik/Apokalypsen II–IV, TRE 3 (1978) 192257 (mit ausführlichen Literaturangaben);Google Scholar ferner: Cothenet, E., Revelation-Apocalypse, Dictionnaire de Spiritualité 13 (1987) 453–82.Google Scholar

page 325 note 1 Vgl. Karrer, M., Die Johannesoffenbarung als Brief. Studien zum literarischen historischen und theologischen Ort des Werkes (Diss. Erlangen 1983 = Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1986);CrossRefGoogle ScholarRoloff, J., Die Offenbarung des Johannes, Zürcher Bibelkommentare (Zürich: Theologischer Verlag, 1984) 15. f. u.ö.Google Scholar

page 326 note 1 Zur kritischen Auseinandersetzung mit der Hypothese einer sog. johanneischen Schule vgl. Schüssler-Fiorenza, E., ‘The Quest for the Johannine School. The Fourth Gospel and the Apocalypse’, NTS 23 (1977) 402–27CrossRefGoogle Scholar = The Book of Revelation. Justice and Judgment (Philadelphia: Fortress Press, 1985) 85113.Google Scholar

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page 327 note 2 Vgl. Schüssler-Fiorenza, E., Priester für Gott. Studien zum Herrschafts- und Priestermotiv in der Apokalypse (Münster: Aschendorff, 1972).Google Scholar

page 328 note 1 Vgl. Bornkamm, G., ‘Das Anathema in der urchristlichen Abendmahlsliturgie’, ThLZ 75 (1950) 227–30Google Scholar = Das Ende des Gesetzes. Paulusstudien (München: Kaiser, 5 1966) 123–32.Google Scholar

page 330 note 1 Holtz, T., Die Christologie der Apokalypse des Johannes (Berlin: Akademie-Verlag, 1962, 2 1971).Google Scholar

page 331 note 1 Vgl. Lohse, E., ‘Der Menschensohn in der Johannesapokalypse’, in: Jesus und der Menschensohn. Festschrift für Anton Vögtle (Freiburg: Herder 1975) 475–86Google Scholar = Die Vielfalt des Neuen Testaments (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1982) 82–7.Google Scholar

page 332 note 1 So Läuchli, S., ‘Eine Gottesdienststruktur in der Johannesoffenbarung’, ThZ 16 (1960) 359–78.Google Scholar

page 332 note 2 Vgl. vor allem Jörns, K.-P., Das hymnische Evangelium (Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1971);Google Scholar ferner Fischer, K. M., ‘Die Christlichkeit der Offenbarung Johannes’, ThLZ 106 (1981) 165–72.Google Scholar

page 333 note 1 Zur zentralen Bedeutung, die der Gottesherrschaft für die Johannesoffenbarung zukommt, vgl. Dautzenberg, G., ‘Reich Gottes in der Johannesapokalypse. Ein Versuch zu Apk 4–22’, in: Theologische Standorte (Gießen: Schriften zur Theologie und Religionspädagogik/Justus-Liebig-Universität, 1986).Google Scholar

page 334 note 1 Zu den Problemen dieses Abschnittes vgl. bes. Strobel, A., ‘Abfassung und Geschichts-theologie der Apokalypse nach Kap.17.9–12’, NTS 10 (1963/1964) 433–55.CrossRefGoogle Scholar

page 335 note 1 Beagley, A. J., The ‘Sitz im Leben’ of the Apocalypse with particular Reference to the Role of the Church's Enemies (Berlin: W. de Gruyter, 1987)Google Scholar möchte darlegen ‘that John's Apocalypse is greatly concerned with the Church's conflict with unbelieving and persecuting anti-Christian Judaism as an immediate problem’. Der Konflikt mit Rom hingegen sei nicht ‘the most pressing problem facing John's readers' (112). Diese These wird durch eine Exegese begründet, die – ausgehend von 11. 8 – an allen Stellen die große gottlose Stadt auf Jerusalem deuten soll. Dabei werden jedoch die eindeutigen Hinweise auf Rom durch Umdeutungen fortinterpretiert – eine Erklärung, die nicht überzeugt.

page 336 note 1 Zur Aktualität von Kap. 13 in Zeiten der Bedrängnis vgl. die einer Nacherzählung gleichende eindrucksvolle Erklärung des Kapitels, die H. Schlier 1936 gegeben hat: ‘Vom Antichrist’, in: Theologische Aufsätze Karl Barth zum 50. Geburtstag (München: Kaiser, 1936) 110–23Google Scholar = Die Zeit der Kirche. Exegetische Aufsätze und Vorträge (Freiburg: Herder, 1956)1629.Google Scholar

page 337 note 1 Satake, A., Die Gemeindeordnung in der Johannesapokalypse (Neukirchen: Neukirchener Verlag, 1966)Google Scholar hat diesen schwer aufzuhellenden Zusammenhängen nachgespürt und mit Recht auf den durch prophetische Überlieferungen bestimmten Charakter der Gemeindeordnung der Johannesoffenbarung aufmerksam gemacht.

page 337 note 2 Zu dieser Thematik vgl. Käsemann, E., ‘Zum Thema der urchristlichen Apokalyptik’, in: Exegetische Versuche und Besinnungen 2 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 6 1970) 129 f.Google Scholar Daß in der Johannesoffenbarung das Thema ‘Christus victor’ im Zentrum ihrer Botschaft steht, hebt mit Recht hervor: Corsani, B., L'Apocalisse – guida alla lettura (Torino: Claudia, 1987).Google Scholar