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Strategien konformer Ethic im Neuen Testament am Beispiel von Röm. 13. 1–7

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Roman Heiligenthal
Affiliation:
Sexau, Germany

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Soll im Rahmen einer ‘Politischen Theologie’ nach deren neutestamentlichen Grundlagen gefragt werden, dann ist implizit immer auch nach dem Stellenwert der paulinischen Mahnung zur Unterordnung unter die übergeordneten Gewalten in Röm 13. 1–7 gefragt. Die Relevanz gerade dieses Textes ist vornehmlich auch durch seine ausgeprägte Wirkungsgeschichte mitverursacht. Die Definition der Relation von Gott und weltlicher Obrigkeit mit Hilfe einer Verbindung profaner und theologischer Topoi läßt den Text in der Kirchengeschichte zu einem ‘locus classicus’ der Auseinandersetzung von Staat und Kirche werden. Die differente Rezeption der Textaussagen umreißt den Problemhorizont jeder heutigen Auslegung: Im Sinne der klassischen katholischen Exegese kann der Text als ein Stück natürlicher Theologie interpretiert werden. Aus den die Mahnung zur Unterordnung begriindenden Versen lb–3a kann demzufolge eine Staatslehre mit metaphysischem Gehalt deduziert werden. Diese Auslegungstradition setzt sich als Nebenlinie in dem Interesse konservativ-lutherischer Theologie an einer biblischen Legitimation für die Rekonstituierung der augustinischen Trennung des ‘regnum civile’ von dem ‘regnum Christi’ fort. Beide Interpretationsmodelle werden auch in der heutigen exegetischen Forschung vertreten.

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Copyright © Cambridge University Press 1983

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References

ANMERKUNGEN

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