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Ehe Nach Dem Neuen Testament1

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

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An keiner Stelle des Neuen Testaments wird vorgetragen, was man eine ‘Lehre von der Ehe’ nennen Könnte. Das ist nicht weiter verwunderlich. Die Schriften des Neuen Testaments sind keine eigentlichen theologischen Lehrschriften, wie sie später aufgekommen sind, in denen, sachlich gegliedert, kleinere oder größere Themen entfaltet werden. Der äußeren Form nach entweder Bericht oder Korrespondenz, enthalten sie vielmehr in buntem Nebeneinander Kunde und Weistümer, Schauungen und Rühmungen, Trost und Ermahnung und — nicht zuletzt — auch theologische Diskussionen und Belehrungen. Aber selbst wo diese stark in den Vordergrund treten, wie etwa im Römer-oder im Hebräer-Brief, lassen die Ausführungen allenfalls eine grobe Gliederung erkennen. Von einer ausgeführten Systematik kann keine Rede sein.

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Copyright © Cambridge University Press 1969

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References

page 366 note 1 Vgl. Ash, van Wyjck, Zweisam ist der Mensch, 1952.Google Scholar

page 366 note 2 Zur Abgrenzung und ursprünglichen Eigenständigkeit der Erzählung von der Erschaffung des Menschen gegenüber der von der Erschaffung der Welt vgl. das im gleichen Kreise am 14. März 1967 gehaltene Westermann, Referat von Claus, ‘Der Mensch im Urgeschehen’, veröffentlicht in Kerygma und Dogma, XIII, (1967), 231–46.Google Scholar

page 367 note 1 Vgl. Str.-Billerbeck, , Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, I, 805, II, 373.Google Scholar

page 367 note 2 Mk. ii. 19 f. Par. scheinen die Einführung eines Fastens der Christen begründen zu sollen; vgl. Did. viii. 1; vii. 4.

page 367 note 3 Von Petrus ist das ausdrücklich bezeugt: Mk. i. 30 Par.; aber neben ihm werden auch die ‘Herrenbrüder’ als verheiratet genannt I Kor. ix. 5 (geschrieben etwa 53–5).

page 368 note 1 xxi. 9 (geschrieben um das Jahr 90); vgl. vi. 1–6; viii. 1, 4–13, 26–40.

page 368 note 2 I Kor. vii. 1, 7 f., 29–35, 40; daneben vii. 2–6.

page 368 note 3 Dibelius, M., Die Formgeschichte des Evangeliums 2–5, S. 106 f.Google Scholar

page 369 note 1 Das Wort, das die Ehescheidung mit dem Ehebruch gleichsetzt, gehört Mt. xix. 8 f. noch zum Streitgespräch mit den Pharisäern, während Mk. x. 10 f. es ausdrücklich als Jüngerunterweisung bringt. Auch Matthäus läßt dem Streitgespräch die Jüngerunterweisung folgen: Das ist nicht nur mit der Einführung der bisher nicht erwähnten Jünger als Gesprächspartner, sondern vor allem mit dem Hinweis auf die schwere Begreiflichkeit des Spruches Mt. xix. 12 ausgedrückt: den Jüngern ist es — allenfalls — ‘gegeben’, ihn zu verstehen. Vgl. die ähnliche Wendung Mk. iv. 11 Par. und dazuunten S. 371.

page 369 note 2 So Str.-Billerbeck, 1, 805.

page 369 note 3 Ebenso sollten Mk. iv. 38 die Worte der Jünger ‘Rabbi, ist es dir egal, daß wir ertrinken!’ sicher nur Ausdruck ihrer Todesangst sein. Aber sowohl Mt. viii. 25 wie auch Lk. viii. 24 haben sie anscheinend als anstößig — vielleicht als unehrerbietig — empfunden und deshalb umgeformt.

page 370 note 1 So z. B. Mk. iv. 21, 24, 26, 30; vi. 10; vii. 14; viii. 34; ix. 1; auch Lk. xi. 5; xiii. 18 u. ö.; s. Bultmann, R., Die Geschichte der synoptischen Tradition, S. 349.Google Scholar Auch die stereotype Einleitung der Logien des Thomas-Evangeliums ‘Und Jesus sprach…’ ist zu vergleichen.

page 370 note 2 Je einmal erscheint es noch in der Bedeutung ‘fortgehen’ Mt. xv. 17 oder ‘fassen, Platz haben’ Mk. ii. 2.

page 371 note 1 Im Passivum verbirgt sich wie häufig Gott als handelndes Subjekt; vgl. Str.–Billerbeck, I, 443.

page 371 note 2 So wird ‘Eunuch’ gelegentlich zur Bezeichnung bestimmter Hofbeamter, ohne daß deren Verschnitten-Sein sicher ist; vgl. Schneider, J., ThWB, II, 764, 37–9.Google Scholar Bekanntlich heißt auch Potiphar ‘Hämling des Pharao’ Gen. xxxvii. 36; xxxix. 1, obwohl er verheiratet war.

page 372 note 1 Vgl. zum Folgenden das bei Str.–Billerbeck, I, 805–7, gesammelte Material.

page 372 note 2 So gedeutet von Abaje (280–338), Str.–Billerbeck, I, 806.

page 372 note 3 Hi. xxx. 28; Jes. xxiv. 23; xxx. 26; Hhld vi. 10.

page 372 note 4 Zimmermann, H., ‘Μή έπί ποφνείᾳ (Mt. xix. 9) —ein literarisches Problem. Zur Komposition von Mt. xix. 3–12’, Catholica, XVI (1962), 296,Google Scholar vermutet, die letzten Worte des dritten Gliedes seien durch Matthäus zur Sinndeutung hinzugefügt. Ursprünglich seien alle drei Glieder in wörtlichem Sinne zu verstehen gewesen. Dann hätte aber das überlieferte Wort Jesu jedes Akumens entbehrt und durch nichts verraten, daß es ein Bildwort sein sollte. Es hätte sozusagen der Schwimmkörper gefehlt, der es im Strom des Tradierens nicht absinken ließ.

page 372 note 5 z. B. Mt. v. 34–7; xxiii. 16–22; v. 22, 39b-41.

page 373 note 1 Blinzler, Hier kann ich J. nicht ganz folgen, dessen eindringende Untersuchung ‘Eισιν εύνοũοι. Zur Auslegung von Mt. xix. 12’, ZNW XLVIII (1957), 254–70Google Scholar bei gewissen Unterschieden im einzelnen zu im großen und ganzen ähnlichen Ergebnissen kommt wie den hier vorgetragenen.

page 373 note 2 Mk. i. 30 Par.; 1 Kor. ix. 5.

page 373 note 3 I Kor. ix. 4–6.

page 373 note 4 Ob ‘das böse Wort Eunuch’ (so Blinzler a. a. O. S. 269) sich im Umkreise Jesu wirklich als Schimpfwort eignete, wird man fragen dürfen. Die griechisch-römische Welt bekundet in dem Abscheu (Blinzler, S. 257 Anm. 11) vor dem Eunuchentum zugleich ihre Überlegenheit über die orientalischen Kulturen (ähnlich steht es übrigens mit der Proskynese). Die Schmähworte des Rabbi Jehoschua ben Qarcha gegen einen Eunuchen (Blinzler, S. 269 Anm. 53; Str.–Billerbeck, 1, 567 f.) sind von diesem durch eine höhnische Anspielung auf die Glatze des Gelehrten provoziert. Dem steht gegenüber, daß im Alten Testament Eunuchen trotz Dt. xxiii. 2 als Heilsempfänger (Jes. lvi. 3 ff.) bezeichnet werden und vor allem, was der Eindeutigkeit eines ‘Schimpfwortes’ in jedem Falle abträglich war, daß ‘Eunuch’ gleichzeitig der Name für den hohen Würdenträger sein kann, ohne daß dieser ein Verschnittener zu sein braucht (vgl. oben S. 371 Anm. 2).

page 373 note 5 Mit vollem Recht betont Blinzler (a. a. O. S. 261), daß mit dem Aor. εύνούΧισαν ein einmaliger, in der Vergangenheit liegender Akt gemeint sein muß.

page 374 note 1 Der gerade von einer ernsteren Ehe-Auffassung zu erwartende Einwand, eine solche Vorstellung entwerte etwas, was nicht nur ein wesentliches Stuck ‘Erdenglück’ des Menschen, sondern auch seine Lebensaufgabe und Lebens bewährung darstelle, trifft das Gemeinte nicht. Nichts soll genom-men, sondern die Fülle soll geschenkt werden. Dabei fällt auch die Begrenztheit weg, die mit der ehelichen Bindung gegeben ist. In der neuen Gemeinschaft mit Gott werden alle allen verbunden sein.

page 374 note 2 Mt. xix. 29 fehlt η γυναικα in BD 1–1582 1604 e a b ff1–2 n r2 sy5–pa Ir Or; alle anderen haben es, soweit nicht entsprechende Lücken bestehen. Auch Mk. x. 29 ist der Text ohne η γυναικα keineswegs von einer überwältigenden Mehrheit bezeugt, sondern von ℵΒDWΔΘ 1–131–209 565 700 892 pc it (ohne fq) vg sy. sa bo arm geo1 Kl und Aug. So kann man fragen, ob nicht überall (außer Mt. x. 37) η γυναικα zum ursprünglichen Text gehört habe und erst sekundär wegen der aus 1 Kor. ix. 5 bekannten Umstände, vielleicht auch mit Rücksicht auf das ‘Scheidungs-’ genauer ‘Trennungs-Verbot’ (s. unten S. 381) Jesu ausgelassen worden sei. Diese Möglichkeit scheitert daran, daß das vermeintliche Auslassungsmotiv bei den beiden Lukas-Stellen so gut wie überhaupt keine Auswirkungen hinterlassen hat: Lk. xiv. 26 hat nur 477 eine größere Auslassung, in die auch η γυναικα fällt, Lk. xviii. 29 fehlen die Worte in 1241 und in einer Vulgata-Handschrift. So ist die nicht unerhebliche Bezeugung des Textes ohne η γυναικα bei Markus nur durch ursprüngliches Fehlen erklärbar. Die Einfügung bei der Mehrheit der Zeugen ist umso eher zu verstehen, wenn nicht nur Lukas sondern auch Matthäus zur Auffüllung der Parallele ermunterten. In der Tat legt sich die Annahme nahe, daß auch Matthäus ursprünglich η γυνικα las. Das Fehlen bei den eingangs erwähnten Zeugen würde dann als Markus-Parallelen-Einfluß zu deten sein, der freilich bei der Lukas-Parallele sehr viel schwächer wäre. Dennoch ist diese Erklärung relativ einfacher, als wenn man annehmen müßte, daß der Lukas-Text sich in der großen Mehrheit der Zeugen auch bei Matthäus durchgesetzt hat zu einer Zeit, als die sachliche Forderung kaum noch eine Rolle gespielt haben dürfte.

page 375 note 1 Daß Mt. x. 37 und Lk. xiv. 26 auf die gleiche Überlieferung zurückgehen, ist trotz gewisser Unterschiede deutlich genug. Nicht nur die unmittelbare Nachbarschaft mit dem wort vom Kreuztragen beweist es, sondern auch die genaue Entsprechung von ό φιλων…ύπέρ (Mt.) und είτις…ού μισει (Lk.). Hier ist hebr. śānē (gleich aram. snā) von Lukas wörtlich, von Matthäus sinngemäß wiedergegeben; vgl. Kittel, G., ‘Die Probleme des palästinischen Spätjudentums und das Urchristentum’ (1926), 54 f.Google Scholar

page 375 note 2 So mit Kümmel, W. G., ‘Verlobung und Heirat bei Paulus’ in Neutestamentliche Studien für Rudolf Bultmann (1954), S. 275–95.Google Scholar

page 375 note 3 Das ist durch I Kor. vii. 2–6 ausgeschlossen; vgl. unten S. 385 f.

page 376 note 1 I Kor. xi. 3–16.

page 376 note 2 Vgl. dazu Mk. x. 29 f. Par.

page 376 note 3 I Kor. xi. 3, 5, 7b-9.

page 376 note 4 Daß hier nicht die zweite Ehe (bei Juden gleichzeitig mit einer ersten denkbar), sondern allgemein Unzucht verworfen werde, halte ich für extrem unwahrscheinlich und durch den Hinweis auf das Erfordernis für die Witwen ‘eines Mannes Frau’ (1 Tim. v. 9) für widerlegt. Zunächst zeigen I Tim. iii. 12 und Tit. i. 6, daß ‘einer Frau Mann’ in engstem Zusammenhang mit den Kindern (I Tim. iii. 12 mit ‘Kindern’ und ‘Haus’) erscheint und also höchst wahrscheinlich von den offiziellen Familien-Verhältnissen verstanden wird. In der Tat wäre die Beschreibung einer liederlichen Frau oder einer Prostituierten als πολλω;ν άνδργυνή undenkbar. Joh. iv. 17 f. unterscheidet eindeutig die fünf Männer, die die Samariterin gehabt hat, von dem, den sie jetzt hat und der nicht ihr Mann ist. Esmuß I Tim. v. 9 also verstanden werden: eines Ehemannes Ehefrau, wodurch nichts anderes abgewehrt sein kann als eine zweite Ehe. Entsprechendes gilt dann für ‘einer Frau Mann’. —Die erste Ehe ist nicht nur zugelassen, sondern wahrscheinlich gefordert. Das ergibt sich aus 1 Tim. iv. 3.

page 376 note 5 Im Folgenden habe ich meine Ausführungen in Zeitschrift für evangelische Ethik (ZEE) I (1957), 110–18Google Scholar zu Grunde gelegt und erweitert.

page 377 note 1 Die Formgeschichte des Evangeliums 2–5, S. 223.

page 377 note 2 Die Geschichte der synoptischen Tradition2–7, S. 26.

page 377 note 3 Daß die Ausstellung eines Scheidebriefes Dt. xxiv. 1 weder geboten noch erlaubt, sondern in einem Konditionalsatz lediglich als üblich vorausgesetzt wird, kann hier auf sich beruhen. Daß diese Stelle die Ehescheidung für zulässig erkläre, ist zwischen den sich befehdenden Schulen Hillels und Schammais niema strittig gewesen; vgl. Str.-Billerbeck, 1, 313-15.

page 377 note 4 Außerdem, ZEE, I (1957), 114Google Scholar Anm. 12 vorgelegten Stellenmaterial wäre auch noch I QS ii, 14; CD xx. 9 f. zu nennen, vgl. ZNW, XLIX (1958), 211.Google Scholar In der Deutung von πρός τήν σκληροκαρδίαν ύμ⋯ν folge ich einer Anregung von Rengstorf, K. H.; vgl. ZEE I (1957), 112 Anm. 7 und S. 114Google Scholar Anm. 11.

page 378 note 1 ZEE, I (1957), 114Google Scholar f.

page 378 note 2 Ähnlich auch Lk. x. 26; Mt. xix. 17.

page 378 note 3 Bl.-Debrunner, § 362.

page 378 note 4 Die Herzenshärtigkeit, die Mose treffen wollte, ist keine andere als die, der Jesus sich gegenüber sieht: die Weigerung, Gottes klaren Willen gelten zu lassen und ihm zu gehorchen. Daher trifft ‘eure Herzenshartigkeit’ mit voller Wucht auch die jetzigen Gesprächspartner.

page 379 note 1 a. a. O. S. 26.

page 379 note 2 Str.-Billerbeck, I, 801.

page 379 note 3 Damit ist ihm nicht reine Willkür unterstellt. Er und die, für die er schreibt, stehen aber offenbar an einer etwas anderen Stelle (räumlich und zeitlich) als Markus und haben neben dessen Evangelium andere Uberlieferungen.

page 380 note 1 Man kann erwägen, ob hinter dieser Entgegensetzung ein Bewußtsein von der Nachträglichkeit des Gesetzes (vgl. R. v. 20; Gal. iii. 17) sichtbar werde, das nun durch einen neuen Gesetzgeber außer Kraft gesetzt wird (vgl. R. x. 4).

page 381 note 1 Dieses Stück erscheint bei Markus und Matthäus bemerkenswert gleichlautend: Gegen¨ber dem Markus-Text f¨gt Matthäus lediglich 5 Wörter (aus dem AT) ein, läßt 1 aus, ersetzt 2 durch 2 andere und vertauscht die Reihenfolge von zweien. Der absolut gleiche Text besteht aus 5 + 6 + 3 + 12 + 8 = 34 Wörtern, von denen die letzten 8 den abschließenden Satz bilden.

page 381 note 2 Zwar wird Χωρίзω auch I Kor. vii. 10 f., 15 von einer — wie immer zu verstehenden — Trennung der Eheleute gebraucht, wechselt aber auch mit άφίημι (I Kor. vii. 11–13). Daneben gebraucht Paulus selbst (Phlm. 15) wie Apg. (i. 4; xviii. I f.) Χωρίзω, Χωρίзομαι vom räumlichen Weggehen, oder auch (wie Hb. vii. 26) von der Trennung im allgemeinsten Sinne (R. viii. 35, 39).

page 381 note 3 Mt. v. 32; xix. 9; Mk. x. 11 f.; Lk. xvi. 18.

page 382 note 1 Versuche, die Klausel ‘inklusiv’, d. h. in der Bedeutung ‘selbst bei πορεία’ zu verstehen (s. die Zusammenstellung in Baltensweiler, H.Die Ehe im Neuen Testament, 1967, S. 90.Google Scholar Anm. 31), sind wohl als mißlungen anzusehen. Was näherhin unter πορνεία zu verstehen ist, ist schwerlich genau zu sagen. Es wird auch schon in alter Zeit verschieden gedeutet worden sein. Wer hier auf einer eindeutigen Bestimmung bestehen zu müssen glaubt, sollte bedenken, daß es in diesem Sinne nicht eindeutig ist und auch nicht aus Gründen der Rechtsklarheit irgendwann und irgendwo eindeutig gewesen sein muß Es ist durchaus denkbar, daß in diesem Wort die crux interpretum der Rabbinen, nämlich das dunkle Wort ‘erwath dābhār aus Dt. xxiv. 1, weiter mitgeschleppt wird. Nur das ist wohl sicher, daß das Vergehen die leibliche Seite der Ehe betraf.

page 382 note 2 Neben der Unwiderruflichkeit der Scheidung könnte mit der Erwähnung der Wiederheirat noch etwas anderes gemeint sein: Vielleicht wollte man die Möglichkeit nicht verstellt sehen, daß Ehegatten aus ‘geistlichen’ Gründen auf eine Weiterführung ihrer Ehe verzichteten. Eine Wiederheirat würde solche Begründung dann als lügnerisch erweisen.

page 383 note 1 Da gār wie hebr. nā'af sowohl von der Frau wie vom Manne gebraucht wird, erübrigt sich eine passivische Konstruktion, die bei μοιχε⋯ω notwendig ist, da es im Neuen Testament niemals von der Frau gebraucht wird, vielmehr häufig die Frau als Akkusativ-Objekt bei sich hat. syc und augenscheinlich auch sys haben ein partizipiales Prädikat: hūjū meghīr lāh.

page 383 note 2 Ein Motiv dafür ist schwer zu erkennen. In den beiden Gliedern hat Matthäus die Subjekte verschieden formuliert: V. 32 das erste als Partizip mit vorangestelltem πας, das zweite als verallgemeinernden Relativsatz; xix. 9 ist die Anordnung gerade umgekehrt (ohne πāς). Lk. xvi. 18 hat zwei Partizipien, davon das erste mit π⋯ς. Ob griechische Texte sich gegenseitig —unter Umständen dissimilierend — beeinflußt haben oder ob verschiedene Übersetzungen aus dem Aramäischen vorliegen, wird kaum zu entscheiden sein.

page 383 note 3 Die Worte και ο απολελυμενην γαμσας μοιΧαται fehlen in ℵC3DLS 209 697–990–1223 485 1241 e a b ff1–2 g1 h l r1 sy.c sa, sind dagegen zu finden in P25 und allen anderen griechischen Handschriften sowie c f g2 q 30 vg syph, bo arm aeth Bas Dam. Gegen nachträgliches Eindringen des Textstückes aus Mt. v. 32 spricht das Partizip, gegen Herkunft aus LK. xvi. 18 das absolute Fehlen von απο ανδρος. Dagegen liegt ein Springen von μοιωαται 1° zu 2° so nabe, daß der Ausfall auch in einem alten und räumlich weit gestreuten Zeugenkreis nicht verwunderlich ist. — γαμησας wurde häufig in γαμων geändert, da es neben dem Präsens μοιΧαται hart erschien und γαμων Lk. xvi. 18 völlig unbestritten steht. Daß dort kein Einfluß von γαμησας (Mt. xix. 9) her wirksam geworden ist, mag daran liegen, daß das doppelte γαμων unter dem ‘Schutz’ der eogentichen Parallele Mt. v. 32 stand, wo απολυων das Präsens bot.

page 383 note 4 Mk. x. 12 lautet im Urtext höchstwahrscheinlich και εαν γυτη αρολυσασα… Jedenfalls ist der von Nestle-Aland und anderen bevorzugte Text και εαν αυτη απολυσασα…, der die Worte nur auf die nach v. 12a entlassene Frau bezieht, lediglich von ℵBgr;CLΔΨ 579 892 1342 co aeth, also auschließlich Vertretern der ägyptischen Textfamilie, bezeugt und als deren Sonderlesart anuzusehen.

page 384 note 1 Im Gebrauch von άπολύω bleibt das Moment des aktiven Handelns, das mit der Grundbedeutung des Lösens gegeben ist, fast überall erhalten. Der nichtjüdischen Frau war eine gewisse Aktivität insofern eher zuzusprchen, als ihre Einwilligung in eine Scheidung zwar wohl auch häufig erzwungen, aber nicht als grundsätzlich underheblich angeshen werden konnte. So mag άπολύω vielleicht auch im Sinne Von ‘freigeben’ verstanden worden sein. Immerhin: In der griechischen Kolonie Thurii am Tarentinischen Meerbusen hatte die Frau anfangs (6–5. Jahrhundert) das Recht: άπολύειν τόν άνδρα καί συνοικεīν $ άν βούληται (Diodorus Siculus, XII, 18–1. Für άπολύω steht in unmittelbarem Zusammen-hang in gleicher Bedeutung καταλείπω) Die Schwierigkeit des Ausdrucks Mk. x. 12 hat in der Textgeschichte zu Veräanderungen geführt: Statt απολυση τον ανδρα αυτης lesen DΘ 13–69–124–346–543 28 565 700 a b ff2 q εξελθη απο(D 28 + του) ανδρος. Diese Variante trägt den Stempel der Glättung an der Stirn und kommt als Original text nicht in Frage. Anders Bultmann a. a. O. S. 140(?); Klostermann, Handbuch Zum Neuen Testament z. St.

page 384 note 2 Bultmann, a. a. O. S. 140.

page 384 note 3 Ich gestehe, daß ich für ⋯π'αὐτ⋯ν nach μοιχ⋯ται keine befriedigende Erklärung gefunden habe und auch selbst keine weiß. Das mag rechtfertigen, eine etwas abenteuerliche Vermutung doch wenigstens zu äußern. Die Vorform von Mt. v. 32 ist bei Mk. x. 11 in jedem Falle nicht richtig verstanden. Sollte in ⋯π' alpha;ὐτήν ein halb verstandener Nachklang des Pronominal-Objekts zu erblicken sein, mit dem die Afel-Form am Schluß des ersten Gliedes endete?

page 385 note 1 Kor. vii. 10. Dies ist neben 1 Th. iv. 15 das einzige Mal in dem groß ben auf uns gekommenen Brief-Korpus, Daß Paulus ein Wort des Herrn zitiert oder anwendet.

page 385 note 2 Paulus will nicht sagen, daß jeder Mann seine Frau, jede Frau ihren Mann ‘haben’ solle. Das widersprïche zu stark dem in v. 7a, 8 Folgenden. Viemehr sollen die Verheirateten jedes seine Frau, seinen Mann ‘behalten’ (ω).

page 386 note 1 Paulus argumentiert hier zwar nicht wie Jesus vom Gottes-Gef¨ge her. Aber die Wechselseitigkeit der ⋯ξομαια w¨rde sich (logisch) aufheben, wenn sie nicht in einer ¨bergreifenden ⋯ξομαια begr¨ndet wäre.

page 386 note 2 Den in seiner Deutung viel umstrittenen V. 14 lassen wir hier außer Betracht. Er scheint dem Einwand begegnen zu wollen, daß die Ehe mit einem Nichtchristen kontagiös wirke und die ‘Heiligkeit’ des Christen gefährde. Antwort: Die ‘ansteckende’ Kraft des In-Christo-Seins ist die ¨berlegene und ‘heiligt’ die Ehe auch ¨ber den Unglauben des Partners hinweg.

page 386 note 3 Vgl. 2. Kor. vi. 14–18.

page 386 note 4 Die Übersetzung: ‘Vielleicht nämlich kannst du, Ehefrau, den Mann retten, und vielleicht kannst du, Mann, die Frau retten‘, —vorgeschlagen von. Jeremias, J., ‘Die missionarische Aufgabe in der Mischehe’ in Neutestamentliche Studien für Rudolf Bultmann (1954), S. 255–60Google Scholar — ist mit dem Kontext kaum vereinbar. Eine solche Auddicht müßte gerade das Verbleiben in der Ehe zur Forde-rung erheben. Dies soll laut Jeremias in v. 15 c auch geschehen sein: έν δέ είρήνη κέκληκεν ύμ⋯ς ό θεός. Aber eine solche. Last können diese Wrote nicht tragen. Sie Müßten gegenüber der Trennungserlaubnis v. 15, a, b, als die eigentliche Meinung des Paulus ganz anders herausgestrichen sein. Das alles muß nun in dem δέ v. 15) c gefunden werden, das aber ganz einfach den Gegenstz zwiachen δουλεια v, 15 b und είρήνη 15 c markiert (s.o.).

page 387 note 1 Bekanntlich ist Eph. v. 32: ‘sacramentum (=μυστήριον) hoc magnum est’ der locus probans für die Auffassung der Ehe als Sakrament. Die obigen Ausführungen folgen im wesentlichen dem, was ich in ZEE I (1957), 121–5Google Scholar vorgetragen habe.

page 388 note 1 Über die besonderen Nuancen des Wrotes ύποτάσσομαι in Abgrenzung zu den Nachbarbegriffen vgl. Kähler, E., Die Frau in den paulinischen Briefen (1960).Google Scholar

page 388 note 2 Vgl. die Bekege, bei Dibelius–Greeven, Handbuch zum Neuen Testament z. St. und ZEE I (1957), 122.Google Scholar

page 388 note 3 Die Übersetzung: ‘Ich meine christus und die Kirche’ — wormit der Inhalt des μνστ⋯ριον το⋯το angegeben wäre — würde die ungewöhnliche Konstruktion λ⋯γω… εἰς ignorieren. Auch deutet das betonte ⋯γὡ δ⋯ darauf hin, daß Verfasser seine persönliche Ansicht wiedergibt, ohne zu erwarten, daman ihm sofort und allgemein zustimmen werde. Dann aber ist v. 32 nicht ein ‘scilicet’ zu, sondern Interpretation.

page 388 note 4 Ein Gleiches gilt von den Haustafeln Kol. iii. 18 f.; I Pt. iii. 1–7.