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Partei und Gewerkschaft: Ein Briefwechsel im Vorfeld des SPD-Parteitags Jena 1905

Published online by Cambridge University Press:  18 December 2008

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Abstract

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Copyright © Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis 1987

References

1 Vgl. Protokoll über die Verhandlungen des Parteitags der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, abgehalten zu Jena vom 17. bis 23. September 1905, S.238.

2 Vgl. Protokoll der Konferenz der Vorstände der Centralverbände, abgehalten im Berliner Gewerkschaftshaus am Montag den 12. und Dienstag den 13. October 1903, S.15.

3 Ebd., , S.18.Google Scholar

4 Ebd., , S.16.Google Scholar

5 Correspondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, Jg, . 14 (1904), S.595.Google Scholar

6 Zitiert, in Leipart, Th., „Die Gewerkschaften und die Maifeier”, in: Sozialistische Monatshefte, Jg. 9 (1905), Bd 1, S.407412, S.412.Google Scholar

7 Correspondenzblatt, Jg. 14, S.596.Google Scholar

8 Ebd., , S.595.Google Scholar

9 Ebd., , S.596.Google Scholar

10 Protokoll über die Verhandlungen des Parteitags der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, abgehalten zu Bremen vom 18. bis 24. September 1904, S. 287.

11 Nachdem Max Quarck in der Frankfurter Volksstimme über die internen Verhandlungen der deutschen Delegation in Amsterdam berichtet hatte, warf ihm das Correspondenzblatt vor, gegen die vereinbarte Vertraulichkeit verstoβen zu haben. Correspondenzblatt, Jg. 14, S. 595.

12 Protokoll der Konferenz der Vorstände der Centralverbände, abgehalten im Berliner Gewerkschaftshaus am Montag 24., Dienstag 25. und Mittwoch 26. October 1904, S.7.

13 Ebd., , S.5.Google Scholar

14 Ebd., , S.4.Google Scholar

15 Ebd.

16 Diese ist zitiert in Correspondenzblatt, Jg. 14, S.573.Google Scholar

17 Luxemburg, R., Massenstreik, Partei und Gewerkschaften, in Plitische Schriften, Bd 1, Frankfurt/M. 1966, S.136.Google Scholar

18 Jena, Protokoll, S.302 f.;Google Scholar vgl. auch Lüdke, E., Müssen wir die Idee des Generaistreiks propagieren? Mit einem Vorwort von H. Roland-Hoist, Berlin 1910, S.7f.Google Scholar

19 Vgl. Die Massenstreikdebatte, hrsg.Google Scholar von Grunenberg, A., Frankfurt/M. 1970, S.10ff.;Google Scholar vgl. auch Jena, Protokoll, S.305f.Google Scholar

20 Zitiert nach Correspondenzblatt, Jg. 14, S. 573.

21 Vgl.ebd., , S.572.Google Scholar

22 Ebd., , S.573.Google Scholar

23 Vorständekonferenz, Protokoll 1904, S.7.Google Scholar

24 Bremen, Protokoll, S.190–98.Google Scholar

25 Vorständekonferenz, Protokoll 1904, S.7.Google Scholar

26 Ebd.

27 Bremen, Protokoll, S.198.Google Scholar

28 Vgl. Düwell, W., „Zur Frage des Generaistreiks”, in: Neue Zeit, Jg. 23 (19041905), Bd 1, S.248–54;Google Scholar Umrath, E., „Zur Generalstreikdebatte”, ebd., Bd 2, S.1320;Google Scholar Kioth, E., „Generalstreik und Maifeier auf dem Gewerkschaftskongreβ in KöIn”, ebd., S.215–20;Google Scholar Bernstein, E., „Ist der politische Streik in Deutschland möglich”, in: Sozialistische Monatshefte, Jg. 9, Bd 1, S.2937.Google Scholar

29 Vgl. Kloth, „Generalstreik und Maifeier”. Kloth war Vorstandsmitglied der Buchbindergewerkschaft.

30 Roland-Hoist, H., Generaistreik und Sozialdemokratie. Mit einem Vorwort von Karl Kautsky, Dresden 1905.Google Scholar

31 Kautsky, K., „Die Folgen des japanischen Sieges und die Soziaidemokratie”, 3. Teil, in: Neue Zeit, Jg. 23, Bd 2, S. 494.Google Scholar

32 Bebel an Adler, 16. September 1905, in Victor Adlers Briefwechsel mit August Bebel und Karl Kautsky, hrsg. von Adler, F., Wien, 1954, S.468.Google Scholar

33 Vgl. Vorwärts, , Jg. 22 (1905), Nr 146, S.5.CrossRefGoogle Scholar

34 Bömelburg war Vorstandsmitglied der Maurergewerkschaft und SPD-Reichstagsabgeordneter.

35 Protokoll der Verhandlungen des fünften Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands, abgehalten zu Köln a.Rh. vom 22. bis 27. Mai 1905, S.30.

36 Ebd., , S.221.Google Scholar

37 Vorwärts, Zitiert nach, Jg. 22, Nr 124, S. 9. Im offiziellen Protokoll der Generaikommission fehlt dieser Satz, Protokoll Köin, S.228.Google Scholar

38 Vorwärts, a.a.O. Die genaue Zahl der anwesenden Delegierten an diesem Verhandlungstag lieβ sich nicht ermittein, am Tag zuvor waren 199 stimmberechtigte Delegierte anwesend, Köln, Protokoll, S.215.Google Scholar

39 Köln, Protokoll, S.229.Google Scholar

40 Ebd., , S.31f.Google Scholar

41 Ebd., , S.229ff.Google Scholar

42 Ebd., , S.233–41.Google Scholar

43 Ebd., , S.32.Google Scholar

44 Ebd., S.245f.Google Scholar Laut Vorwärts-Kommentar „ging nach dem ersten Augenblick fassungsloser überraschung […] ein Aufatmen durch die Masse der Delegierten.” Vorwärts, , Jg. 22, Nr 124, S.1.Google Scholar

45 Köln, Protokoll, S. 246.Google Scholar

46 , Ebd., S.248.Google Scholar

47 Vorwärts, , Jg. 22, Nr 124, S.1f.Google Scholar

48 Ebd., , sowie Nr 132, S.1.Google Scholar

49 So die Schwäbische Tagwacht, zitiert nach Vorwärts. Jg. 22, Nr 129, 5. 9.

50 Vorwärts, , Jg. 22, Nr 126, 5. 4; Nr 129, S.9; Nr 132, S. 1.Google Scholar

51 Vgl. Kautsky, K., „Der KongreB von Köin”, in: Zeit, Neue, Jg. 23, Bd 2, S. 311.Google Scholar

52 oben, Siehe, S. 73. Es sei hier darauf hingewiesen, daß Kautsky sich bei seiner Polemik offensichtlich auf das Kongreßprotokoll des Vorwärts stützte, in dem das entsprechende Wort Bömelburgs durch Verkürzung einen anderen Inhalt erhielt als in der hier zitierten Fassung des offiziellen Protokolls. Vgl. Kautsky, „Der Kongreß von Köln”, S. 313; vgl. Vorwärts, Jg. 22, Nr 123, 5. 9.Google Scholar

53 Kautsky, „Der Kongreß von Koln”, S. 313ff.Google Scholar

54 Vorwärts, , Jg., 22, Nr 137, 5. 4.Google Scholar

55 Stand Ende Juni 1905, vgl. Correspondenzblatt, Jg. 15 (1905), S.526.Google Scholar

56 Metallarbeiter-Zeitung. Organ für die Interessen der Metallarbeiter, Jg. 23 (1905), Nr 27, 5. 210.Google Scholar

57 Der „AIte Verband” hatte Ende Juni 130000 Mitglieder und war damit die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft, siehe Anm. 55.

58 VgI. Köln, Protokoll, S. 239.Google Scholar

59 Vorwärts, , Jg. 22, Nr 136, 5. 6.Google Scholar

60 Ebd., , Nr137, S.5.Google Scholar

61 Die Gewerkschaft der Hoizarbeiter war mit über 114000 Mitgliedern die drittgrößte im Deutschen Reich, siehe Anm. 55.

62 Vorwärts, , Jg. 22, Nr 145, S. 6.Google Scholar

63 Adolph von Elm, Tabakarbeiter aus Hamburg, gehörte schon auf dem Gewerkschaftskongreß zu den wenigen Opponenten gegen die Massenstreikresolution der Generalkommission. Seine Stimme wurde deshaib besonders gehört, weil er 1890 Gründungsmitglied der Generalkommission gewesen war, der er bis 1896 angehörte. Vgl. Köln, Protokoll, S. 226f.; Schönhoven, K., Expansion und Konzentration, Stuttgart 1980, S. 264 ff., 300.Google Scholar

64 A. v. Elm, „Ruckblick auf den Fünften Deutschen Gewerkschafts-Kongreß”, in: Sozialistische Monatshefte, Jg. 9. Bd 2, S. 569.Google Scholar

65 Ebd., , S. 575.Google Scholar

66 Vgl. Vorwärts, , Jg. 22, Nr 155, S. 1.Google Scholar

67 Bremen, Protokoll, S. 275ff.Google Scholar

68 Eine Anspielung auf die Schlacht bei Jena vom 14. Oktober 1806. Vgl. Jena, Protokoll, S. 151: „;Wer auf em Jena hofft, der hofft als em Narr.”Google Scholar

69 Nachiaß Bebel B 153, Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam.

70 Vgl. Jena, Protokoll, S. 312, 318, 337.Google Scholar

71 Vgl. Schönhoven, , Expansion und Konzentration, a.a.O., S. 306.Google Scholar

72 Vorständekonferenz, Protokoll 1904, S 47.Google Scholar

73 Köln, Protokoll, S. 229ff.Google Scholar

74 Kautsky, Bebelan, 1. 08 1905, in August Bebels Briefwechsel mit Karl Kautsky, hrsg. von Kautsky, K. Jr, Assen, 1971, S. 170; ders. an Adler, 16. September, a.a.O.Google Scholar

75 Nachiaß Bebel B 44.

76 Jena, Protokoll, S. 141.Google Scholar

77 Ebd., , S. 241, 263.Google Scholar

78 Ebd., , S. 276.Google Scholar

79 Die Arbeiter wurden zur Arbeitsruhe aufgefordert „überall da, wo die Möglichkeit der Arbeitsruhe vorhanden ist”, Ebd., , S. 141. Demgegenüber hieß es in Amsterdam: „überall dort, wo es ohne Schadigung der Arbeiterinteressen möglich ist”, Correspondenzblatt, Jg. 14, Nr 36, S. 596.Google Scholar

80 Correspondenzblatt, , Jg. 15, Nr 46, S. 763 (Redaktionelle Anmerkung).Google Scholar

81 Protokoll der Konferenz der Vertreter der Vorstände der Zentralverbände, abgehalten im Berliner Gewerkschaftshaus vom 19. bis 23. Februar, 1906, S. 47.Google Scholar

82 Tagebuchnotiz, H. Molkenbuhrs, datiert 23. 09 1905, Nachlaß Hermann Molkenbuhr, Kassette 4, Tagebuch 19051909, Archiv der sozialen Demokratie, Bonn.Google Scholar

83 Paul Singer (1844–1911) war auf dem Parteitag in Halle 1890 gemeinsam mit Bebel zum Parteivorsitzenden gewählt worden. Nominell waren beide Parteivorsitzende gleichberechtigt, tatsächlich war Bebels Einfluß auf die Partei wesentlich größer. Singer vertrat seit 1884 den 4. Berliner Wahlkreis im Reichstag.

84 oben, Siehe, S. 74f.Google Scholar

85 Nachdem im November 1904 in der Neuen Zeit em Artikel erschienen war, der die zunehmenden Abschlusse von Tarifvertragen als Erneuerung des Zunftgedankens sah und dies positiv bewertete (Schildbach, B., „Der Zunftgedanke im Tarifvertrag”, in: Neue Zeit, Jg. 23, Bd 1, S. 204–10),Google Scholar erschienen mehrere Artikel, die auf die den Tarifverträgen inhärenten Gefahren hinwiesen (F. Schnetter, „Der Zunftgedanke im Tarifvertrag”, ebd., S. 659–64; P. Umbreit, „Gewerbliche Friedensschwärmerei”, Ebd., Bd 2, S. 45–54). Während diese Artikel nur auf die Gefahr gewerkschaftlicher Stagnation hinwiesen, ohne Tarifverträge abzulehnen, zählte Kautsky die Tarifvertrage zu den Faktoren, die keinen Fortschritt der Gewerkschaften bewirkten, „sondern eine Tendenz zum Beharren beim Errungenen” (Die Lehren des Bergarbeiterstreiks”, Ebd., Bd 1, S. 776).

86 Etwa seit 1900 war die Frage umstritten, inwieweit sich die Gewerkschaften parteipolitisch neutral verhalten soilten, urn unpolitische Arbeiter in ihre Organisationen zu ziehen.

87 Otto Hue (1868–1922), Zechenschlosser, war seit 1895 Redakteur der Bergarbeiter Zeitung, seit 1903 Mitglied des Reichstags. Obwohl er Redakteur blieb, wurde er bald der eigentliche Fuhrer der Bergarbeitergewerkschaft (vgl. Neue Deutsche Biographie, Bd 9, S. 716f.) und trat wegen der im Ruhrgebiet großen Anhängerschaft des christlichen Bergarbeitervereins für weitgehende parteipolitische Neutralität des „Alten Verbands” em. Leimpeters (siehe oben, S. 75) war ebenfalls Redakteur der Bergarbeiter-Zeitung. Ihm wurde in der Generalversarnmlung der Bergarbeiter-Gewerkschaft im Juni 1905 vorgeworfen, er „apportiere” rneist die Ansichten von Hue (vgl. Vorwärts, Jg. 22, Nr 136, S. 6).

88 Gemeint ist der Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet, der am 7. Januar 1905 begann und am 9. Februar abgebrochen wurde. Dabei waren über 200000 Bergarbeiter beteiligt. Vgl. Fricke, D., Der Ruhrbergarbeiterstreik von 1905, Berlin 1955; Hue, O., „Uber den Generalstreik im Ruhrgebiet”, in: Sozialistische Monatshefte, Jg. 9, Bd 1, S. 201–10.Google Scholar

89 Die Zusammenarbeit des Bergarbeiterverbands mit der christlichen, der Hirsch-Duncker'schen und der polnischen Gewerkschaft im Ruhrgebiet während des Bergarbeiterstreiks war auf Kritik gestoBen. Besonders das lokale Parteiblatt Dortmunder Arbeiterzeitung bzw. deren Redakteur Konrad Haenisch warf dem Verband vor, durch „Hyperneutralität” der Sache der Sozialdemokratie geschadet zu haben. Der Verband habe den Streik nicht genügend zu sozialdemokratischer Agitation genützt. Statt mit den anderen Gewerkschaften zu kooperieren, hätte der Alte Verband sich an die Spitze des Streiks stellen sollen, urn so die Arbeiter von den christlichen Gewerkschaften wegzuziehen. Em weiterer Vorwurf der Arbeiterzeitung richtete sich gegen den Abbruch des Streiks, der ohne Rücksicht auf die kampferische Stimmung der Massen geschehen sei. Vgl. Correspondenzblatt, Jg. 15, S. 98100, 113–15; Vorwärts, , Jg. 22, Nr 136, S. 5; O. Hue, „Uber den Generaistreik im Ruhrgebiet”, S. 207f.Google Scholar

90 Am 17. Juni 1905 traten auf Einladung der Berliner PreBkommission – die in Gemeinschaft mit dem Parteivorstand die Angelegenheiten des Vorwärts verwaltete und kontrollierte – die Vertrauensleute Berlins, die Preßkommission, die Lokalkommission, die Agitationskommission für die Provinz Brandenburg, der Parteivorstand und die Vertreter Berlins im Reichstag zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, bei der über die politische Haltung des Vorwärts debattiert wurde. Dem Vorwärts wurde em einstimmiges Mißtrauensvotum ausgesprochen. Bebel als Mitglied des Parteivorstands und Schmidt als Vertreter des funften Wahlkreises gehorten zum Kreis der Eingeladenen (vgl. Protokoll Jena, S. 187; G. Ledebour, „Eine Literatenrevolte”, in: Neue Zeit, Jg. 24 (1905–1906), Bd 1, S. 189–94). Em anderer Bezug erscheint unwahrscheinlich, da Bebel am 19. Juni nach Zürich abreiste. Vgl. Bebel an Adler, 30. Juni, in Victor Adlers Briefwechsel, a.a.0., S. 458. Dazu auch ders. an Kautsky, 1. August, a.a.O., S. 170f. Hierliegtein – bei Bebels Handschrift verständlicher – Irrtum vor. Die Ortsangabe Breslau in der letzten Zeile auf S. 170 entspringt wohi einem Lesefehier, richtig heißt es Berlin.

91 Anläßlich der in Hamburg geplanten Wahlrechtsveränderung, die der Sozialdemokratie das Erreichen einer Mehrheit in der Bürgerschaft unmöglich machen soilte (vgl. dazu, O. Stolten, „Der geplante Wahlrechtsumsturz in Hamburg”, in: Neue Zeit, Jg. 23, Bd 2, S. 322–27),Google Scholar hatte Ende Mai 1905 in Hamburg eine Konferenz der lokalen Parteivorstände und der Hamburger Gewerkschaftskommission stattgefunden, bei der dem teilnehmenden Bebel von seiten älterer Gewerkschaftler gesagt wurde, em Teil jüngerer Gewerkschaftsführer in Hamburg stünde nicht auf dem Boden der Sozialdemokratie, höhne über den Sozialismus und bestreite, daß man einen Klassenkampf führe. Vgl. Protokoll Jena, S. 308.

92 Gemeint ist das Parteiorgan Hamburger Echo.

93 ähnlich wie Schmidt bestritt auf dem Parteitag der Hamburger Gewerkschaftler v. Elm (vgl. Anm. 63), daß eine parteifeindliche Stimmung in Hamburger Gewerkschaftskreisen herrsche. Auch er führte dieses Gerücht auf persönliche Differenzen zurück: „Vielleicht gibt es aber einige Leute in Hamburg, die ihre werte Persönlichkeit mit der Partei identifizieren, die, wenn sie angegriffen werden, meinen, die Partei sei gehöhnt.” Protokoll Jena, S. 331.

94 Anton Hueber (1861–1935) war als Vertreter der österreichischen Gewerkschaften Gast des Kolner Köngresses. Der gelernte Drechsler Hueber war im Januar 1895 zum Sekretär der österreichischen Reichsgewerkschaftskommission gewählt worden, die er in der Folgezeit anfuhrte. Aufdem Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie 1894 war er als entschiedener Vertreter des Massenstreiks aufgetreten, womit er sich in Gegensatz zu Victor Adler setzte, weicher sich letztlich durchsetzen konnte. Später rückten dann Partei- und Gewerkschaftsführung politisch so nahe zusammen, daß Adler und Hueber oft scherzhaft als „Siamesische Zwillinge” bezeichnet wurden. Vgl. Große österreicher. Neue österreichische Biographie ab 1815, Bd 14, S. 122–28.

95 Wie sich Schmidt diesen Vorgang vorstelite, erscheint unklar. Da die Kontroilkommission ebenso wie der Parteivorstand auf den Parteitagen gewählt wurde, wäre das entsprechende Mitglied der Generalkommission nicht daran vorbeigekommen, sich zur Wahi stellen zu müssen. Eine „stillschweigende Vereinbarung” im Sinne einer automatischen Kooptierung wäre em schwerer Verstoß gegen die Regeln der innerparteilichen Demokratie gewesen, der nicht ohne weiteres toleriert worden wäre.

96 Den Gedanken euler finanzielien Beteiligung des Parteivorstandes an den Kosten der Maifeier hatte bereits im Vorjahr – anscheinend ohne Absprache mit dem gesamten Vorstand – der Sekretär des Parteivorstands Pfannkuch geäuilert (Vorstandskonferenz, Protokoll 1904, S. 4f.), was bei der Gewerkschaftsführung auf Beachtung stieß. Wenn Schmidts Modell der Kostenverteilung auf Partei und Gewerkschaft in Jena auch keine Umsetzung erfuhr (vgl. oben, S. 77f.), so blieb sein Grundgedanke für die Maifeierdiskussion der nächsten Jahre doch bestimmend. Daß die Unterstützung der wegen der Maifeier gemaßregelten Arbeiter gemeinsam von Partei und Gewerkschaft getragen werden solite, wurde dann zum ersten Mal von der deutschen Delegation beim Kongreß der Internationale in Stuttgart 1907 beschiossen (vgl. Correspondenzblatt, Jg. 17 (1907), S. 554).Google Scholar

97 Der hier angesprochene Köiner Parteitag lag tatsäpchlich schon 12 Jahre zurück. Der Parteitag 1893 hatte den damals in ihrer Position schwer erschütterten Gewerkschaften die voile Unterstützung der Partei versagt. Dieser Parteitag brachte eine Vertrauenskrise zwischen Partei und Gewerkschaft hervor.

98 Der heftige Revisionismusstreit auf dem Dresdener Parteitag 1903 war 1905 noch in bester Erinnerung. Das satirische Blatt Kladderadatsch, Jg. 58 (1905), Nr 39, zeigte sich z.B. sehr enttäuscht uber den ruhigen Verlauf des Jenaer Parteitags. „Wie groß einst zeigte die Partei sich / Die Bebel fuhrt, wie sprach sie frei sich / In Dresden aus mit offnem Sinn! / Ja, groß war sie am Strand der Elbe / Doch heut ist sie nicht mehr dieselbe / Obgleich zwei Jahre erst dahin. […] Nicht droht man seinem Gegner Keile / Mehr an, die graue Langeweile / Führt's Regiment im Saale jetzt / Und wagt einmal em alter Kämpfer / Em freies Wort, so wird em Darnpfer / Von Singer schleunigst draufgesetzt.”

99 Bebel besaß em Haus in Zürich, das ihm vererbt worden war. Vgl. Osterroth, F., Biographisches Lexikon des Sozialismus, Bd 1, Hannover 1960, S. 18.Google Scholar

100 Zug, die Hauptstadt des gleichnarnigen Schweizer Kantons, liegt ca 30 km südlich von Zurich. Bebel pflegte sich, seitdem er das Züricher Haus besaß, im Sommer für einige Wochen zur Erholung in der Schweiz aufzuhalten (vgl. Wendel, H., Bebel, August, Lebensskizze, Eine, Offenbach 1948, S. 103).Google Scholar Im Sommer 1905 reiste Bebel am 19. Juni nach Zurich (an Adler, 30. Juni, a.a.O.); von dort suchte er eine internationale Versamrnlung in Konstanz am 9. Juli auf (ebd.; Protokoll Jena, S. 35ff.). Nach einern erneuten Aufenthalt in Zurich reiste Bebel dann – etwa in der Mitte des Juni – nach Zug, wo er sich zur Erholung bis zum 14. August aufhielt (an Kautsky, 1. August, S. 169f.).

101 Der Jenaer Parteitag der SPD wurde am 17. September urn 19 Uhr eröffnet, Jena, Protokoll, S. 145.Google Scholar

102 Aus der Formulierung „Antragsrat” geht hervor, daß die Jenaer Maifeierresolution nicht von dem Referenten Richard Fischer allein, sondern von einer Kommission entworfen wurde. Dies wird aus dem Parteitagsprotokoll nicht ersichtlich und weist darauf hin, weiche Bedeutung diesem Tagesordnungspunkt beigemessen wurde.

103 über die Verhandlungen von Parteivorstand und Generalkommission vor dem Amsterdamer Kongreß 1904 siehe Einleitung. Möglicherweise war die in der Maifeierresolution enthaltene Einschrankung (siehe ebd.) bereits em aus den Verhandlungen resultierendes Entgegenkommen der Parteifuhrung an die Wunsche der Generalkommission.

104 Für die hier von Bebel abgelehnte Idee einer personellen Verkiammerung von Partei- und Gewerkschaftsführung trat zur gleichen Zeit Karl Kautsky in einern Brief an Victor Adler em. Er vermutete, daß der Parteivorstand aber für diese Idee nicht zu gewinnen ware, weil deren Realisation bedeuten würde, daß man sich zusätzlich urn Gewerkschaftsangelegenheiten kümmern rnüßte. „Freilich, beim Parteivorstand werden Vorschläge auf Erweiterung seines Arbeitsgebiets nicht auf viel Gegenliebe stoßen. Er ist em Kollegium alter Herren, die von den Bürogeschäften und dern Parlamentarismus so absorbiert werden, daß sie jede Erweiterung ihres Arbeitsgebiets verfiuchen. Sich urn Gewerkschaften und Konsumvereine zu kümmern, fällt ihnen nicht em: das fehite gerade noch, meinte einmal Singer zu mir, als ich ihm davon sprach.” Adler, , 2. 08 1905, in Victor Adlers Briefwechsel, S. 467.Google Scholar