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Zeitungs- Und Radiorezensionen von Brechts Werk

Published online by Cambridge University Press:  28 October 2020

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Helmut Heißenbüttel empfiehlt zum Lesen: Dreigroschenroman von Bertolt Brecht (Sendung: Norddeutscher Rundfunk 2, 12. Dezember 1967. © NDR Kultur.)

Kaum ein Werk der neueren deutschen Literatur ist so bekannt und so sprichwörtlich geworden wie Bertolt Brechts Dreigroschenoper. Bekanntlich handelt es sich dabei um die Neufassung eines Werks aus dem 18. Jahrhundert, der Beggar's Opera, die ihrerseits als Parodie auf die Große Oper gemeint war. Diese Parodie gehört in den Bereich einer Satire, die Missstände des zeitgenössischen Lebens in witzigen Unterhaltungsstoff verwandelte. Das bekannteste Beispiel dieser Art Satire sind Gullivers Reisen von Jonathan Swift, die bezeichnenderweise, und obwohl sie in der Originalversion von bitterer Schärfe waren, zur Kinderlektüre verharmlost wurden. Und es ist überhaupt zu fragen, ob diese Satire des 18. Jahrhunderts tatsächlich einen revolutionären Impuls hatte, ob ihre Verfasser an Veränderung des Verspotteten dachten oder ob die Missstände, die sie geißelten, nicht bloß Stoff bildeten für eine literarische Imagination, die des Erhabenen und Feierlichen müde war.

Eben in der Herausarbeitung des revolutionären Impulses, in der Verschärfung der politischen Pointe lag der Ansatzpunkt für Brechts Bearbeitung. Und was wurde daraus? Ein Massenerfolg; ein Musical, das gerade von denen bejubelt und zitiert wurde, die getroffen werden sollten. Natürlich hat die Dreigroschenoper auch politische Wirkung gehabt, aber bei weitem nicht die, die Stücke hatten wie Mann ist Mann oder die doch im Grunde erfolglosen Szenen Furcht und Elend des Dritten Reiches, deren beunruhigende Wirkung gerade da liegt, wo sie ganz unliterarisch zu sein scheinen, wo sie aussehen wie unübersetzte Reportagen. Brecht scheint ein bestimmtes Fingerspitzengefühl gerade für die politische Wirksamkeit seiner Arbeiten gehabt zu haben, und ich meine, er hat immer da, wo er diese Wirksamkeit abgelenkt sah, oder wo das rein literarische Konzept die politische Wirksamkeit zu beeinträchtigen schien, nach neuen Ansätzen gesucht. Solche Ansätze finden sich besonders in der Prosa, die in dieser Beziehung noch gar nicht genug beachtet worden ist. Zwar sind inzwischen einige Geschichten von Herrn Keuner beliebtes Zitatgut geworden, doch ist die Schärfe gerade der politischen Stellungnahme bisher kaum erkannt. Ähnlich ist es mit den Geschäften des Herrn Julius Caesar, einem der bedeutendsten deutschen Romane im 20.

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Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2018

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