Am 8. Februar 1916 ist Gustav Falke in Grossborstel bei Hamburg gestorben. Die Nachricht von seinem Fortgang ist in Deutschlands zweitem Kriegsjahr fast unhörbar verhallt. Im Deutschen Reich war er wohl hochangesehen, ja verehrt, aber doch nicht in aller Munde wie so mancher andere, der es weniger verdiente. Denn still war sein Erfolg wie sein Leben und Wirken. Er ist nur sehr selten vor die Öffentlichkeit getreten, weil ihm, wie er selbst sagte, alle lauten Worte und Gebärden peinlich waren. Er wollte auch kein Neuerer sein. Daher ist er nach einem kurzen Sturm und Drang abseits auf seinem Felde und still unentwegt bei seinem Dichten geblieben. Und wenn man ihn besuchte, so konnte man bald merken, dass seine gleichmässige Liebenswürdigkeit ein reiches Geistesleben umfriedete. Er wusste nicht nur allgemein über das m
oderne Deutschland gut Bescheid, er hatte auch besonders seine eigenen sicheren Ansichten über Kunst und Literatur. Sein “Abseitssein” war demnach nichts anderes als die stete stille Selbstzucht des Einsamen, von der Friedrich Lienhard einmal sagt: “Wer es mit seinem Volke und dessen Kultur und Literatur ernst meint, der muss sich vor allen Dingen zu einer gewissen… . Einsamkeit erziehen, anders ist ein Beherrschen und Überschauen nicht möglich!” Oder wie Falke es in seinem Gedicht Der Alte ausdrückt:
Und bin nun über Leid und Zeit
Und schaue in die Ewigkeit,