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Wissenssoziologische Annäherung an das Neue Testament1

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Peter Lampe
Affiliation:
Universität Kiel, Wilhelminenhof, D-24211 Kühren/Preetz, Germany

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Das Neue Testament als wirkungsvollstes Buch abendländischer Kultur ist das Grunddokument christlichen ‘Wirklichkeitsver-ständnisses’. Fast siebzig Generationen von Menschen haben in seinen Schriften gelesen, um von ihm sich ihre Wirklichkeit mit formen zu lassen; um herauszufinden, wie über die Welt, den Menschen, über Gott, Leben und schließ;lich den Tod zu denken sei. Das christliche Wirklichkeitsverständnis, normiert durch das Neue Testament und die von ihm ausgelöste Tradition, stellt eine bestimmte Weise dar, die Welt anzuschauen. Was aber ist ein Wirklichkeitsverständnis? Was überhaupt ist Wirklichkeit?

Type
Articles
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Copyright © Cambridge University Press 1997

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References

2 Rechtfertigung: Das Wirklichkeitsverständnis des christlichen Glaubens (Göttingen: Van-denhoeck & Ruprecht, 1979).Google Scholar

3 Zu dieser harschen Wortwahl cf. z.B. Churchland: ‘logical empiricism, though still admired for its clarity and rigor, is now generally assumed to have collapsed’ (Churchland, Patricia Smith, Neurophilosophy: Toward a Unified Science of the Mind-Brain [3rd printing; Cambridge, Mass.: MIT, 1988] 271).Google Scholar

4 Basierend auf der Logik Gottlob Freges und Bertrand Russells schien es möglich, Wissenschaft als System logischer Beziehungen zwischen empirischen Grundlagen und theoretischen Superstrukturen, zwischen Einzelfällen und Gesetzmäßigkeiten darzustellen. In logisch-empiristischer Perspektive sind Aussagen, die nicht definitorisch-logisch sind, für ihre Verifizierung letztendlich immer auf Sinnes-Daten-Sätze angewiesen, zu denen sie in der richtigen logischen Relation stehen mussen. – Eine kritische Würdigung des logischen Empirismus seit Bertrand Russell (Logical atomism [1924], in: Marsh, R., ed., Logic and Knowledge [London: Allen and Unwin, 1956] 321–43Google Scholar) und Carnap, Rudolf (Der logische Aufbau der Welt [Berlin: Weltkreis, 1928])Google Scholar findet sich zum Beispiel bei Churchland, P. S., Neurophilosophy, 252–71.Google Scholar

5 Hesse, M., ‘Is there an independent observation language?’, The Nature and Function of Scientific Theories (ed. Colodny, R.; Pittsburgh: University of Pittsburgh, 1970) 3677.Google Scholar

6 Siehe dazu das in Anm. 1 genannte Buch.

7 Glasersfeld, E. v., ‘Konstruktion der Wirklichkeit und der Begriff der Objektivität’, Ein-führung in den Konstruktivismus (Schriften der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, vol. 10; Miünchen: Oldenbourg, 1985) 19.Google Scholar Weitere Argumente für die Existenz der ontischen Realität in dem in Anm. 1 genannten Buch.

8 Geißlinger, Horst Stenger–Hans, ‘Die Transformation sozialer Realität: Ein Beitrag zur empirischen Wissenssoziologie’, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 43 (1991) 247–70, hier 250.Google Scholar

10 Siehe Anm.8.

11 Zum Beispiel: ‘Dies ist ein Tisch.’

12 Zum Beispiel: ‘Tisch’–‘Ablage’, ‘Sitzen’, ‘Schreiben’, ‘Essen’, ‘Gemeinschaft’ etc.

13 Siehe ausführlicher die in Anm. 1 genannte Studie.

14 Knorr-Cetina, K., Die Fabrikation von Erkenntnis (3rd ed.; Frankfurt: Suhrkamp); dies.,Google Scholar‘Das naturwissenschaftliche Labor als Ort der “Verdichtung” von Gesellschaft’, Zeitschrift für Soziologie 17 (1988) 85101.Google Scholar

15 Siehe zur Einordnung des Offenbarungsbegriffs in den hiesigen Theorierahmen die in Anm. 1 genannte Studie.

16 Wer den hier vorausgesetzten exegetischen Entscheidungen im Hinblick auf die Basileia-Verkündigung Jesu nicht zustimmt, kann gleichwohl auch ohne dieses dritte Element aus-kommen. Es fällt damit nicht das ganze Gebäude zusammen.

17 1 Kor 15.5–8.

18 Als einziger Grund für diese Versammlung kommt die Auferweckungsnachricht des Petrus und der Zwölf in Frage. Sonst existierten keine Gründe, aus denen heraus sich die ehemaligen Anhänger eines von der Provinzialmacht Gekreuzigten auf eine nicht ganz ungefährliche Massenversammlung eingelassen haben sollten. Wer zu dem Gekreuzigten gehört hatte, verkroch sich lieber im Winkel, anstatt sich mit anderen Jesusanhängern en masse zu versammeln.

19 Daß dann auch den über fünfhundert Versammelten eine Jesus-Vision widerfuhr, war ein besonderes Superadditum, dessen sie sich erfreuen konnten.

20 Keine Übersetzung, aber eine den Sinn treffende Paraphrase wäre: ‘Ihr seid einer wie der andere.’ - Das maskulinische εἷζ kann entgegen verbreiteter Annahme unmöglich bedeuten, da ßalle ‘ein (Kirchen)leib’ o.ä. sind. Dagegen steht das neutrale Genus von σῶμα.

21 Siehe die in Anm. 1 genannte Studie.

22 Zu weiteren Beispielen (die Rede von Neuschöpfung, urchristliche Tauf- und Eucharistie-verständnisse, Handlungsmotivationen, den korinthischen Enthusiasmus u.a.) siehe die in Anm. 1 genannte Studie.