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Bemerkungen zur Formgeschichte des Evangeliums III. Das Evangelium als Missionsbuch

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Gottfried Schille
Affiliation:
Dresden, Germany

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Wir haben in zwei voraufgegangenen Aufsätzen die Forderung erhoben, die formgeschichtliche Methode zu präzisieren, indem der spezifische Ort jeder Einzelüberlieferung gesucht werden solite, weil Kerygma als Missionsverkündigung, in der Lehre oder in der Erinnerung weitergereicht werden kann. Das Ergebnis erscheint uns zunächst etwas unerwartet, wenn Marc. vorwiegend als Katechet zu arbeiten scheint und auch Matt. vorwiegend katechetische Stoffe ergänzt, so daβ mit dessen Werk der katechetische Stoff der Urchristenheit im groβen und ganzen als güultig fixiert gelten darf. Allerdings stöβt das Matt. nun doch in eine neue Richtung vor, die auch in Marc. mindestens keimhaft angelegt worden war. Denn so sehr man das Matt. als das katechetische Evangelium und daher als das geborene Evangelium der Kirche bezeichnen darf so dürfte es doch die T¨r zu einem vollig neuartigen Verständnis der Gattung “Evangelium” aufgestoβen haben, indem es aus einem Werk für die Getauften das Buch des Missionars werden läβt. Öffnet sich hier etwa die Möglichkeit, das Evangelium zum Missionsbuch umzuschreiben?

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Copyright © Cambridge University Press 1958

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References

page 1 note 1 Die Formgeschichte des Evangeliums; Rahmen und Aufbau des Markus-Evangeliums’, N. T.S. IV (1957), 1 ff. ‘II. Das Evangelium als Katechismus’, loc. cit. S. 101 ff.Google Scholar

page 1 note 2 Vgl. Joh. XX. 30f. ‘Dies aber ist geschrieben, damit ihr glaubt: “Jesus ist der Christus, der Sohn Gottes”, und damit ihr im Glauben Leben habt in seinem Namen.’Google Scholar

page 2 note 1 Vgl. Col. iv. 14 ‘Lukas der Arzt’ und II Tim. iv. 11, Philem. 24.Google Scholar

page 2 note 2 Zur Form vgl. R. Bultmann, Die Geschwhk der synoptischen Traditions2 (1931), S. 223 ff.Google Scholar

page 2 note 3 In diesen Überlieferungen spielen bestimmte Orts- und Personenangaben eine gewisse Rolle, vgl. besonders die Missionslegenden der Act. und zur Form meine Bemerkungen zur Topographic des Markusevangeliums in Z.D.P.V. (1957), S. 137 ff.Google Scholar

page 2 note 4 Luc. xiii. 10 ff. (Heilung einer verkrummten Frau); xiv. 1 ff. (Heilung eines Wassersuchtigen). Die ubergeordnete Frage nach der Berechtigung der Sabbatheilung begegnet schon Matt. xii. 11 f. (innerhaib der Lehre Jesu!).Google Scholar

page 3 note 1 Vgl. die Bildworte vom ungerechten Haushalter bzw. Richter.Google Scholar

page 3 note 2 Die Zusätze Luc. xvi. 8 bzw. xviii. 6 f., die auf die andere Art der Kinder des Lichtes anspielen, dürften ebenfalls der gebräuchlichen Missionsrede entstammen.

page 3 note 3 So vielleicht bei Priester und Levit im Bildwort vom barmherzigen Samariter.Google Scholar

page 3 note 4 So etwa im Bildwort vom verlorenen Sohn beide Brüder.Google Scholar

page 3 note 5 Die Reichen von Luc. xiv nehmen die Éinladung nur zum Schein an. Der verdarnmte Reiche in Luc. xvi weiβ noch in der Hölle gute Ratsthläge zu geben, was man an Gottes Stelle alles zur Rettung der Brüder tun müsse, indeβ Gott bereits alles eriuuilt hat.Google Scholar

page 3 note 6 Man wehrt sich gegen die Botschaft urn wirtschaftlicher Nachteile willen (Marc. v. 17; Act. xvi. 19, xix. 24ff.). Es handelt sich urn chic Missionserfahrung!Google Scholar

page 3 note 7 Luc. xiii. 5 ‘Wenn ihr nicht Buβe tut, werdet ihr alle ebenso zugrundegehen’.Google Scholar

page 3 note 8 Luc. xv. 7. Nach der Darstellung der Act. suchen die Juden, Paulus von Stadt zu Stadt zu verjagen. Vgl. auch Joh. i. 11 u.ö. ‘und die Semen nahrnen ihn nicht auf’.Google Scholar

page 3 note 9 Vgl. den Namen der Zweiwegelehre, das Doppelbild am Sch1uβ der Bergpredigt oder den Beginn derselben mit Seligpreisungen und in der Feidrede mit denen korrespondicrenden Weherufen. Nach Joh. xii lehnen die Pharisäer Jesus ab, während die Heiden nach ihm fragen.Google Scholar

page 3 note 10 So ausdrücklich Luc. x. 37b ‘Gehe hin und tue desgleichen’.Google Scholar

page 4 note 1 Vgl. Rom. iii. 20; Gal. ii. 16 u.ö.Google Scholar

page 4 note 2 Vgl. Ram. iii. 24; Eph. ii. 4 f., 8 f. u.ö.Google Scholar

page 4 note 3 Matt. xviii. 4, xxiii. 12, Luc. xiv. 11.Google Scholar

page 4 note 4 Rom. v. 8 ‘Aufgerichtet hat Gott seine Liebe gegen urn, als Christus, da wir Sünder waren, fur uns starb’. I Joh. iv. 10. Vgl. I Cor. i. 17; II Cor. v. 20 f., ferner Act. iii.17, V. 30f. u.o.;. Im Evangelium vgl. bei Marc. ii. 13ff. (Jesus iβt mit Zouml;llnern und Sundern), Luc. xv. 1 f. oder Joh. i.29 ‘Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt’.Google Scholar

page 4 note 5 Beachte in dem vorangehenden Vaterunser die var. lect. zur zweiten Bitte: ‘Es komme dein heiliger Geist und reinige uns.’ Hier wird der Zusammenhang ernstgenommen.Google Scholar

page 4 note 6 Vgl. das Logion Matt. vii.12, die Norm der Bergpredigt.Google Scholar

page 5 note 1 Die Betonung der Abraham-Sohnschaft (Luc. xiii. 16, xvi. 22 ff.) könnte in der Judenmission (vgl. Rorn. und Gal.) die Legitimation der eigenen Missionsarbeit haben führen helfen. Vgl. Anm. 2.Google Scholar

page 5 note 2 Die Legitimation der eigenen Heidenmission, vgl. Marc. vii. 24 ff. ‘um dieses Wortes willen’; Matt. xv. 28 ‘groβ ist dein Glaube’; Act. x. 44 ff. Gottes Pneuma ist schon vorausgegeben worden.Google Scholar

page 5 note 3 Marc. xv. 41: Die Zeuginnen, ‘die ihm gefolgt waren und ihm gedient hatten, als er in Galiläa war’.Google Scholar

page 5 note 4 Zum Wort vgl. Eph. ï. 11.Google Scholar

page 5 note 5 Zur Annahmeformel vgl. Marc. v. 34 parr., x. 52 parr., Luc. xvii. 19.Google Scholar

page 6 nate 1 In dem Act. vergleichen wir die Reisen des Philippus Act. viii, der Jerusalemer Apostel und besonders des Paulus.Google Scholar

page 6 note 2 Anders als Matt. viii. 20 par. kennt Joh. i. 39 jedoch einen Ort, wo Jesus blieb. Weil der Apostolos zu übernachten pflegte, wo man ihn Haus nahm (Marc. vi. 10 par.)?Google Scholar

page 6 note 3 Bisweilen (vgl. Joh. iii. II) springt der Stil vom Ich Jesu auf das Wir der gegenwärtig zeugenden. Gemeinde über.Google Scholar

page 6 note 4 Joh. iii. 22, iv. I f.Google Scholar

page 6 note 5 Beachte die neuartige Bevorzugung von Worten wie λαλεīν (Luc. und Joh., bei Marc. selten), εύαγγελlζεσθαι (Luc., sonst nur Matt. xi. 5) oder μαρτνρεīν (Jon.) für Jesus. Der Stamm διδασκ- wird zwar daneben weitergeführt, aber im Sinn von ‘verkünden’ (Marc. vi. 2 u. ö.) bevorzugt (Luc. xiii. 26 ‘auf unseren Plätzen’ u. ö.; Joh. vi. 59 u.ö.).Google Scholar

page 6 note 6 Rom. xv. 18 f. ‘Denn ich wage nichts zu sagen, auβer wenn Christus durch mich zum Gehorsam der Heiden wrikt, durch Wort und Tat, in Kraft von Zeichen und Wundern, in Geisteskraft’, II Cor. xii. 12.Google Scholar

page 6 note 7 Vgl. besonders die Taten der Apostel nach Act. (ii. 43, iv. 30 usw. und die einzelnen Berichte).Google Scholar

page 6 note 8 Lohmeyer, E., Galiläa und Jerusalem (1936), S. 42 f.;Google ScholarConzelmann, H., Die geographischen Vorstellungen im Luc. (Diss. Tübingen, 1951), Luc. will Jesus hierbei als Missionar zeichnen.Google Scholar

page 6 note 9 Joh. iv, vi, ix, xi. Gattungsgeschichtilch sind diese Stoffe oft beinahe Missionslegenden (Interesse an Ort und Personenname; die Heilung ist erst beendet, wenn sie zum Glauben geführt hat).Google Scholar

page 7 note 1 Act. ii. 22 ‘Jesus der Nazarener, ein Mann, von Gott vor euch durch Krafttaten, Wunder und Zeichen ausgewiesen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wiβt’, x. 37.Google Scholar

page 7 note 2 Die letzten Untersuchungen berühren unsere Frage nur am Rande: Thyen, H., ‘Der Stil der jüdisch-hellenistischen Homilie’, Forschungen, N.F. 47 (1955);Google ScholarBecker, H., ‘Die Reden des Joh. und der Stil der gnostischen Offenbarungsrede’, N.F. 50 (1956).Google Scholar

page 7 note 3 So etwa Act. ii in der Pfingstrede Petri, iii in Petri Rede am Tempeltor und iv in dessen Rede vor Gericht usw. Dasselbe gilt für Joh., vgl. die Brotrede nach dem Brotwunder Kap. vi usw.Google Scholar

page 7 note 4 Vgl. etwa Act. vii. 54, xiii, 50 u.ö. So auch Joh. vi. 66 ‘Darum gingen viele seiner Jünger fort und wandelten nicht mehr mit ihm’.Google Scholar

page 7 note 5 Act. ii. 37, iv. 4, xiii. 43, xvii. 4 usw.; ebenso Joh. vi. 67 f.Google Scholar

page 7 note 6 Insofern das Bildwort vom reichen Mann und armen Lazarus Luc. xvi. 30 auf den tatsächlichen Einwurf antwortet, erst solle einer von den Toten auferstehen.Google Scholar

page 7 note 7 Vgl. die johanneischen Miβverständnisse, die freilich nur in Joh. iii bis xi begegnen, also auf den eigeritlichen Redestoff beschränkt sind.Google Scholar

page 7 note 8 In den Act. unterscheiden sich Petrus- und Paulusreden, bei Joh. solche mit Juden von solchen mit Samaritanern. Weil man Juden anders als Heiden oder Samaritaner anzureden pflegte?Google Scholar

page 7 note 9 So Act. xiv. 15–17 nach der Rede V. 9 und dem Miβverständnis V. II ff.Google Scholar

page 8 note 1 Vgl. das lukanische Sondergut mit Ausnahme der Beispielerzählungen.Google Scholar

page 8 note 2 Vgl. Joh. i. 37, xii. 21.Google Scholar

page 8 note 3 In den Act. etwa xiv. 15–17 neben xvii. 22 ff.Google Scholar

page 8 note 4 Vgl. die topographisch undurchsichtige Samarienreise des Luc.Google Scholar

page 8 note 5 Vgl. die Umstellungsvorschläge bei R. Bultrnann, Joh 11 (1950); H. Becker, loc. cit.Google Scholar

page 8 note 6 Vgl. die Synagogenpredigt (schon Marc. für Jesus), femer Act. ii. 46 ‘im Tempel’ (V. 12 Halle Salomos), auch iii. I zur Gebetsstunde.Google Scholar

page 8 note 7 Vgl. die Zeugenformel in den Act. (‘dessen wir Zeugen sind’ i. 22, ii. 32, iii. 15, V. 32, X. 39, xiii. 31; i.8) und bei Joh. (etwa iii. 111,32).Google Scholar

page 8 note 8 II Cor. v. 20; vgl. Matt. x. 7 ‘nahe gekommen ist Gottes Reich’. Luc. ix. 2, X. 9, II; auch Matt. xi. 28 ff., Joh. vii. 37.Google Scholar

page 8 note 9 Vgl. im lukanischen Sondergut oben, ferner Act. ii. 38, iii. 19; auch xvi. 31 u.ö. Vgl. schon Marc. i. 15, V. 12.Google Scholar

page 8 note 10 Vgl. die Reden der Act. und die Zeugnisse des johanneischen Christus.Google Scholar

page 8 note 11 Act. i. 3, 22, ii. 24 ff., iii. 15, 26, iv. 10, v. 30 f. usw. Ähnlich schon Paulus (Phil. iii. 10 u.a.). Bei Marc. ist die Sache zwar bekannt (Leidensvorhersagen, xiv. 28, xvi. 7 f.), aber vermieden worden. Luc. nimmt sic programmatisch ins Evangeium herein (xxiv). Der johanneische Christus zeugt für den zum Vater gehenden Herrn; im Evangeium des Joh. rücken die Erweckungstraditionen ins Zentrum.Google Scholar

page 8 note 12 Vgl. Marc. xvi. 16 unecht: ‘Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt.’Google Scholar

page 9 note 1 Auch im Aufbau (Joh. i–xii: Christus kommt vom Vater, xiii–xx: Er geht wieder zu ihm) entspricht das vierte Evangelium seinen Vorgängern genau (vgl. Phil. ii, Heb. v).Google Scholar

page 9 note 2 Wir möchten erwägen, ob die Reden in zwei Themenkreisen dem Wesen des Evangeliums seit Marc. entsprechend (a) von der Taufe (Joh. iii Wiedergeburt, iv Wasser und Geist, v der Sohn macht lebendig-vgl. Marc. i), und (b) vom Mahi ausgehen (Joh. vi Brot des Lebens, vii der Christus?, viii Licht der Welt, x Hirt, xi Auferstehung-vgl. Marc. xiv). Das wurde nur unter (b) Schwierigkeiten bereiten, sobald wir die Mahlbeziehungen tilgen wollen und nicht stattdessen erkennen, daβ die rahmenden Reden in Kap. vi und xi fü den Plan des Evangelisten zeugen. Unterstützt wird diese Vermutung durch eine merkwürdige Beobachtung: Die sieben ‘Ich-bin’- Worte desJoh. begegnen nur in solchen Teilen des Werkes, die eine Beziehung zum Mahie zulassen, d.i. in Kap. vi–xi (vi Brot, viii Licht, x Tür und Hirt, xi Auferstehung) und in den Mahlreden (xiv Weg, xv Weinstock), jedoch nicht in Kap. iii–v. Dabei-meinen wir heute—hätte Joh. doch vom Wasser wie vom Brot reden können; aber nicht einmal iv. 14, wo der Gedanke der Ich-binForm nahezukommen scheint (‘Wer immer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe’), hat Joh. diese hergestelit. Eine einfache Erklärung würde sich u.U. vom derzeitigen liturgischen Brauch der johanneischen Gemeinde her anbieten: In der Taufe haftet der Bekenntnisstil (Eph. ii. 14 ff. ‘Er ist unser Friede…‘), entfaltet allenfalls im Versöhnungsruf (Ape. xxii. 17 ‘Wen durstet, der komme…’ Joh. VU. 37 ‘komme er zu mir und trinke’); in der Eucharistic dagegen redet der Erhöhte von sich selbst (I Cor., xi. 24, 26 parr. ‘Dies ist mein Leib für euch’; Ape. xxii. 16bIch bin die Wurzel und Davids Same, der Stern, der Leuchtende, der Morgenstern’; i. 8). Denn die gnostischen Hintergründe der Ich-bin-Formel (E. Schweizer, ‘EGO EIMI’, Forschungen, N.F. 38 (1939); H. Becker, loc. cit.) können zwar die Form als solche, nicht jedoch die Beschränkung auf den Mahlzusammenhang erklären. Solite Joh. seine Ich-bin-Worte aus dem Schatz seiner Eucharistic ausgewählt oder dem in den eucharistischen Brauch übernommenen religionsgeschichtlichen Schema entsprechend selbst gebildet haben? Von hicr aus wurde sich unsere Vermutung stützen lassen, daß die Reden Joh. vi-xi vom Mahi des Herrn ausgehen.Google Scholar

page 9 note 3 Das gilt besonders für die Zerstreuung der Logien, der Wunderberichte und des Sondergutes bei Luc., insofern die Streuung der Verwendung in der Praxis der missionarischen Verkündigung entspricht.Google Scholar

page 9 note 4 In unserem Zusammenhang 1st dabei nur soviel wichtig, als aus der missionarischen Praxis erklärt werden kann, also etwa die Herstellung galiläischer und einer samaritanischen ‘Missionsreise’ Jesu. Daβ die Umarbeitung der älteren Überlieferung sehr viel tiefer greift, und weiche Hintergründe theologiegeschichtlicher Art dafür in Ansatz zu bringen sind, hat H. Conzelmann, Die Mute der Zeit (1957), für Luc. aufgezeigt.Google Scholar

page 9 note 5 Verständlich wird dies wohi nur, wenn Luc. scm Werk einem Katechumenen widmete, wie man aus dens Prolog erschlieβen kann (i.4 ‘über weiche Worte du unterrichtet wurdest’). Damit ist dann freilich auch gesagt, daβ das dritte Evangelium noch kein wirkliches Missionsbuch für den Heiden ist.Google Scholar

page 10 note 1 Die Mahlgesprache Jesu enthälten einige Sätze, die merkwürdig über das Evangelium hinausweisen. Der Geist der Wahrheit wird enthuuml;llen, was die Jünger bislang noch nicht zu tragen vermögen (xvi. 12 ‘Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es noch nicht tragen. Wcnn aber kommt jener, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen’). Er wird-wie der urchristliche Katechet-weitergeben, was er gehört hat (xvi. 13 ‘denn er redet nicht von sich aus, sondern wird sagen, was er hört, und euch das Künftige verkuuml;nden’), d.h. Cr wird die Rätselrede auflösen (xvi. 25 ‘Dies habe ich in Rätselworten geredet. Es komrnt die Stunde, da ich nicht mehr in Rüatselworten zu euch reden werde, sondern euch offen über den Vater verkünden werde’), alles ‘lehren’ und an alles ‘erinnern’ (xvi. 26 ‘Dies sprach ich, als ich bei euch war. Aber der Tröster, der heilige Geist, den der ater in meinem Namen senden wird, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch sagte’). Will der Evangelist in diesen Sätzen andeuten, er wolle die Enthullung der überkommenen Lehre aufsparen und dem in der Taufe zu spendenden Pneuma uberlassen?Google Scholar

page 10 note 2 Die Mahlgespräche setzen gegenüber Joh. iii-xi eine ganz neue Situation voraus: Der Christus redet zu denen, die ihm gefolgt und bei ihm geblieben sind. Sogar Judas Ischariot muβ erst gehen, ehe die Gespräche (xiii. 3) beginnen können (vgl. v. 18 ‘Nicht über euch alle rede ich; ich weiβ, weiche ich ausgewählt habe’). Formal differieren die Mahlgesprache von den bisherigen Reden bei Joh. stark: (a) Während Joh. iii-xi Reden, vielleicht mit bestimmten Themen, brachte, bilden die Mahlgespräche eine kaum in Themata zerlegbare und doch in der Gedankenführung oft brüchige Rede. (b) Die johanneischen Miβverständnisse haben nur in Job. iii-xi Platz; auch in Joh. xiii ff. werden noch Fragen gestellt, aber nur-reihum gesteilte (xiii. 36 Petrus, xiv. Thomas, 8 Phiippus, 22 Judas Jacobi)-Wissensfragen. Daβ die Wissensfrage, auch als Fiktion, im Katechismus ihren besonderen Sinn hat, sei angemerkt. (c) Der Evangelist verzichtet jetzt auf die Beglaubigung der Worte Jesu durch Wunder, vgl. den Verzicht innerhalb der Bergpredigt.-Merkwürdig ist auch die Spannung zwischen dem Schiuβ der Mahlgespräche und deren Inhalt. Die Jünger verzithten dort auf weiteres Fragen (vgl. Marc. xli. 34 ‘und keiner wagte ihn mehr zu fragen’ mit Job. xvi. 29 f.) und glauben, daβ Jesus von Gott gesandt sei (‘Sagen seine Jünger: Siehe, nun redest du offen und sagst kein Sprichwort. Nun wissen wir, daβ du alles weiβt und nicht nütig hast, daβ einer dich fragt. Darum glauben wir, daß du von Gott gesandt bist’). Dabei hat Jesus ihnen gar nicht die ganze Wahrheit enthüllt! Warum überläβt derjohanneische Christus diese Enthüllung dem Taufpneuma? Will der Evangelist seine Leser nur bis sum Taufbekenntnis f¨hren (xx. 30 f.), die Enthüllung in der geheimen Lehre aber einer späteren Zeit uberlassen? Schreibt er in der Art des urchristlichen Apostolos, der die Gewonnenen auf das Credo der Taufe zurüstet, indem er das missionarische Zeugnis in einer Art Taufrede zusammenfaβt? Wir möchten diese Frage hier nicht mehr entscheiden, können es jedoch nicht unterlassen, auf einige Berührungen zwischen den Mahlgesprächen des Joh. und dem Typus des gelernten Evangeliums aufmerksam zu machen: (a) Däs ‘neue Gebot’, durch Jesu Fuβwaschung unterstrichen, fordert die Liebe (xiii. 34). Vgl. die Norm der Bergpredigt. (b) Wer Christi Gebote hat und bewahrt, liebt Christus (xiv. 15, 21). Vgl. die Antithesen der Bergpredigt (auch Did. ii f.) und den Schluβsatz Did. iv. 13 ‘Verlasse nicht die Gebote des Kyrios, sondern bewahre, was du empfingst’. (c) Man muβ die anderen Reben wie ‘Freunde’ lieben und mit dem Weinstock dem Haβ dieser Welt standhalten, auch wenn die Juden die Gemeinde im Namen Gottes verfolgen (xv, xvi. 2). Vgl. dazu die Seigpreisung der Verfolgteii und das Logion Matt. v. ff. (‘Liebt cure Feinde und bittet für cure Verfolger’). (d) Das verheiβene Pneuma wird den Kosmos ‘über Sunde. ünd über Gerechtigkeit und über Gericht’ ins Licht stellen (xvi. 8 if.). Vgl. die Logien vom Richten (überführen und fürbittend eintreten, aber nicht richten). (e) Joh. xvi. 23 ff. sagt Jesus beinahe mit den Worten der Bergpredigt Erhörung zu: ‘Wenn dir den Vater etwas bittet, wird er euch in meinem Namen geben’; ‘bittet, und ihr werdet empfangen’. Diese Berührungen reichen nicht aus, die Mahlgespräche als Ganzes zu erklaren. Aber sic unterstützen unsere Frage, oh die Mahlgespräche das Anliegen der urchristlichen Taufrede aufnehmen sollen.Google Scholar

page 11 note 1 Jesus 1st der Fleischgewordene (Joh. i, Prolog), das Larnm Gottes (Joh. i, Täuferzeugnls; damit ist von Anfang an festgcstellt, daβ das Leiden bevorsteht), der Epiphane (Joh. ii, Kana). Bekannt ist die Tatsache, daβ Joh. aBe gängigen Prädikate auf Christus vereint. Damit wird der drohenden Erweichung des Evangeiums Im Sinne eines Bios gewehrt.Google Scholar