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Marx-Gesamtausgabe — Dringendes Parteiinteresse oder dekorativer Zweck?

Ein Wiener Editionsplan zum 30. Todestag, Briefe und Briefauszüge

Published online by Cambridge University Press:  18 December 2008

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Ende 1910 machte man sich in Wien Gedanken darüber, wie sich die Sozialdemokratie auf den dreißigsten Todestag von Karl Marx vorbereiten solle. Gustav Eckstein berichtete Karl Kautsky am 27. Dezember:

Für Freitag Abend bin ich zu einer „Marxisten-Konferenz” geladen, bei der die Situation besprochen werden soll, die sich aus der Freigabe von Marx' Schriften ergeben wird. Braun teilte mir mit, daß geplant sei, entweder eine internationale Aktion oder wenigstens eine der deutschen Marxisten zur Neuherausgabe von Marx' Schriften einzuleiten: und da Hilferding und ich jetzt gerade hier sind, soll Freitag eine Konferenz darüber stattfinden, an der Goldendach, Renner, Max Adler, Braun, Bauer, Hilferding u. ich teilnehmen sollen. Natürlich erwähnte ich nichts von Dietz' Plan und werde davon auch ohne Ihre Einwilligung nichts erwähnen.

Type
Research Article
Copyright
Copyright © Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis 1983

References

1 G. Eckstein an K. Kautsky, 27.12.1910, Nachiaß Kautsky D X 56, Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis. Gustav Eckstein (1875–1916), sein Hintergrund und Werdegang sind denen der von ihm genannten Austromarxisten vergleichbar (s. Anm. 3), er war seit 1902 regelmäßiger Mitarbeiter der Neuen Zeit, ab 1910 Redaktionsmitglied und fÜr die Krankheitsvertretung Kautskys vorgesehen; vgl. Bebel an L. Kautsky, 1.11.1910. in August Bebels Briefwechsel mit Karl Kautsky, hrsg. von K. Kautsky Jr (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der deutschen und österreichischen Arbeiterbewegung, Neue Folge, Bd 2), Assen 1971, S. 240. Zu „Dietz' Plan” einer Volksausgabe von K. Marx, Das Kapital. Bd 1, vgl. unten, S. 117.

2 Vgl. z.B. E. Glaser, Im Umfeld des Austromarxismus. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte des österreichischen Sozialismus, Wien usw. 1981, S. 17f. und passim.

3 Max Adler (1873–1937), Otto Bauer (1881–1938), Adolf Braun (1862–1929), Rudolf Hilferding (1877–1941), Karl Renner (1870–1950); alle außer Braun sind seit 1870 geboren, alle außer dem Kleinbauernsohn Renner entstammen dem mehr oder weniger begÜterten jÜdischen BÜrgertum der Doppelmonarchie. alle haben Hochschulausbildung. FÜr die biographischen Rahmendaten vgl. Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international, hrsg. von J. Maitron und G. Haupt. Bd 1: Autriche, Paris 1971.

4 K. Kautsky an V. Adler, 25.10.1901 und 8.12.1904, in: Victor Adler, Briefwechsel mit August Bebel und Karl Kautsky […], hrsg. von F. Adler, Wien 1954 (weiter AdlerBriefwechsel). S. 375 und 439. Braun, der schon in den 1880-er Jahren politisch tätig wurde, ist hier die Ausnahme.

5 „Vorwort”. in: Marx-Studien. Blätter zur Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus. hrsg. von M. Adler und R. Hilferding, Bd 1, Wien 1904. S. vIf., und Bernsteins Rezension des Bandes in Dokumente des Sozialismus, Bd 4 (1904), S. 153–58, bes. S. 154.

6 „Vorwort”, a.a.O.

7 M. Zetterbaum, „Die Marx-Studien”, in: Neue Zeit, Jg. 23 (1904–05). Bd 1.S. 196–204, 242–47, bes. S. 197–99; Zetterbaum stand Herausgebern und Autoren der Marx-Studien anscheinend nahe (vgl. Adler-Briefwechsel, a.a.O.), die Reaktion ist in den genannten Passagen weniger zurÜckhaltend. als Glaser. a.a.O., S. 28, ste liest.

8 „Der Kampf”, in: Der Kampf. Sozialdemokratische Monatsschrift. Hrsg.: O. Bauer, A. Braun, K. Renner, Jg. 1(1907–08). S. 1–5, bes. S. 3–5.

9 David Borisovič Gol'dendach / N. bzw. D. Rjazanov (1870–1938), eine Biographie des russischen Sozialdemokraten, sozialdemokratischen Marx-Forschers und späteren BegrÜnders und Organisators der sowjetischen Marx-Forschung und -Edition steht aus. Zur Orientierung vgl. D. J. Struik, „Introduction”, in: D. Riazanov, Karl Marx and Friedrich Engels. An introduction to their lives and works […], New York usw. [1973], S. 3–10.

10 N. Rjasanoff, Karl Marx Über den Ursprung der Vorherrschaft Rußlands in Europa. Kritische Untersuchungen (Ergänzungshefte zur Neuen Zeit, Bd 5), Stuttgart 1909.

11 K. Marx, The Eastern Question. A reprint of letters written 1853–1856 […], hrsg. von F. Marx Aveling und E. Aveling, London 1897. Zur geplanten deutschen Übersetzung vgl. Rjasanoff, a.a.O.. S. 8.

12 Die undatierten Briefe Rjazanovs an Luise und Karl Kautsky aus dem Sommerhalbjahr 1909 sind faktisch ausfÜhrliche Arbeitsberichte an die Mitarbeiterin und Übersetzerin. vgl. bes. (in dieser Folge) Rjazanov an L. bzw. K. Kautsky, s.d., Nachlaß Kautsky D XIX 282. 300. 280, 284, 285.

13 A. Bebel, Die Frau und der Sozialismus. FÜnfzigste Auflage. Verbessert, vermehrt und neu bearbeitet. Jubiläumsausgabe, Stuttgart 1910; zu Rjazanovs Mitwirkung vgl. S. xxxif.

14 Rjazanov an L. und K. Kautsky, [vor dem 25.12.1909,] Nachlaß Kautsky DXIX 301. Von der auf vier Bände konzipierten Ausgabe erschienen nur zwei: Gesammelte Schriften von K. Marx und F. Engels 1852–1862, hrsg. von N. Rjasanoff, die Übers. aus dem EngI. von L. Kautsky, Bd 1–2, Stuttgart 1917: zur Geschichte der Edition vgl. auch Rjazanovs Vorwort, Bd 1, bes. S. ix-xi.

15 Anton Menger (1841–1906), von Engels und Kautsky als „Juristensozialist” apostrophiert, hinterließ sein Vermögen der Stiftung „Anton Menger-Bibliothek” mit der Aufgabe, „die Originalschriften älterer Autoren, die fÜr die Volkssache eingetreten sind, in kritischen. streng wissenschaftlichen Neudrucken zu reproduzieren”. Vgl. C. GrÜnberg, „Menger, Anton”, in: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Bd 11 (1906), Berlin 1908, S. 3–22, bes. 13. Mit Carl GrÜnberg als Sekretär, Adolf Braun und Ludo M. Hartmann als Kuratoriumsmitgliedern, befand sich die Stiftung anscheinend „fest in sozialdemokratischer Hand”; vgl. Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international, a.a.O., S. 117, und A. Braun an K. Kautsky. 28.4.1908, Nachlaß Kautsky D VI 290.

16 Braun an Kautsky, 28.4.1908; ebenso, 29.3 und 22.6.1909. Nachlaß Kautsky D Vi 290, 296, 300.

17 Vgl. Gesammelte Schriften von K. Marx und F. Engels, a.a.O., Bd 1, S. IX. UrsprÜnglich war eine kommentierte Edition der Kongreßprotokolle beabsichtigt (Braun an Kautsky, 28.4.1908), Rjazanovs erweiterter Plan lautete: „Das Urkundenbuch der Internationale / Annalen, Regesta, Bibliographie / Das heißt, ich schildere die Tätigkeit der Internationale nach den Dokumenten. Protokollen, Aufrufen, etc. etc., versehe das Ganze mit Anmerkungen und Kommentar und schiebe zwischen verschiedenen Dokumenten meine ‘objektive’ lnterpolationen. Dabei werde ich alle Briefe, Generalratsverhandlungen etc. vollinhaltlich oder in AuszÜgen utilisieren. Der Ausgangspunkt bildet der Meeting 28. Sept. 1864 und die Darstellung wird bis in den Haager Kongreß fortgefÜhrt mit einem kleinen Anhang bis 1876. dern Jahre des offiziellen Todes der Internationale.” Rjazanov an L. und K. Kautsky, [vor dern 25.12.1909,]a.a.O.

18 Der Briefwechsel zwischen Friedrich Engels und Karl Marx 1844 bis 1883, hrsg. von A. Bebel und E. Bernstein, 4 Bde, Stuttgart 1913. FÜr die Vertraulichkeit der Editionsarbeiten anschaulich Victor Adlers BemÜhung urn Einsichtnahrne in den Brief-wechsel im März 1911 (an Bebel, 19.3.1911, und dessen Antwort vom 22.3, in: AdlerBriefwechsel, S. 524–28). Die komplizierte Entstehungsgeschichte verdient eine eigene Darstellung, soweit sie bis Ende 1910 in unserem Zusammenhang relevant ist, wird sie welter unten skizziert. Zur Konstellation in der Schlußphase, bis hin zum Versuch Kautskys, die Publikation noch im Mai 1913 zu verhindern oder aufzuschieben, vgl. Adler-Briefwechsel, S. 564–72. Das Resumé von Dietz (ebd., S. 569f.) betont die persönlich komplizierenden Komponenten, nach Erscheinen haben die Hauptkontrahenten ihre sachlich differierenden Positionen im Rahmen der Parteiloyalität formuliert: F. Mehring, „Engels und Marx”, in: Archiv fÜr die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, Jg. 5 (1915), S. 1–38, und N. Rjasanoff, „Der Briefwechsel zwischen Marx und Engels”, in: Neue Zeit, Jg. 32 (1913–14), Bd 2, S. 564–71. Rjazanovs Moskauer Akademievortrag von 1923 bietet eine, der veränderten Parteikonstellation entsprechend, „gestraffte” Version, in der allerdings Bernsteins Verantwortlichkeit fÜr die Streichungen in der Edition eher indirekt nahegelegt als behauptet wird, der Gegensatz mit Mehring deutlich und das eigene Schwanken in Bezug auf vollständige Wiedergabe angedeutet bleibt; vgl. ders., „Neueste Mitteilungen Über den Nachia² von Karl Marx und Friedrich Engels”, in: Archiv usw., Jg. 11(1925), S. 385–400, bes. S. 396. D. Rjazanov, „Einleitung zum ersten Band des Briefwechsels zwischen Marx und Engels”, in: K. Marx, F. Engels, Historisch-kritische Gesamtausgabe, Abt. III, Bd 1, Berlin 1929, S.IX-L, plaziert durch ausfÜhrliche inhaltliche Polemik gegen die Tilgungskriterien des verantwortlichen Herausgebers die Schuldzuweisung fÜr die Geschichtskosmetik von 1913 sehr einseitig bei Bernstein.

19 Nach Struik, „lntroduction”, a.a.O., S. 3f., begann Rjazanov seine politische Tätigkeit als FÜnfzehnjähriger bei den Narodniki; vgl. auch Nr 7.

20 Vgl. F. Mehring, „Vorwort des Herausgebers”, in: Aus dem literarischen NachIa² von Karl Marx, Friedrich Engels und Ferdinand Lassalle, hrsg. von F. Mehring, 4 Bde, Stuttgart 1902, Bd 1, S. VII: verglichen mit dem zu Lebzeiten veröffentlichten hielt Mehring das ihm bekannte unveröffentlichte Material in den Nachlässen von Marx und Engels zwar nur fÜr „eine nicht bedeutsame Ergänzung”, die aber „unzweifelhaft in eine Gesamtausgabe ihrer Schriften” gehöre.

21 F. Lassalle's Reden und Schriften. Neue Gesammtausgabe, hrsg. von E. Bernstein, 3 Bde, Berlin 1892–93, konnte ihrer Anlage nach trotz ihres parteioffiziellen Charakters nicht als Präzedenzfall dienen.

22 Vgl. [p.] Allfeld, „Urheberrecht an Werken der Literatur und der Tonkunst”, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 3. Aufl., Bd 8(1911), S. 123–35.

23 Engels vermachte seinen Manuskript- und Briefnachla², soweit er nicht als von Marx stammend dessen Töchtern hinterlassen oder den Briefpartnern zurÜckgegeben wurde, an Bebel und Bernstein, das Legat umfa²te ausdrÜcklich Marxens Briefe an Engels. Es nahm unter den im engeren Sinne politischen Legaten insofern eine Sonderstellung ein, als in alien anderen Fällen zugunsten der beiden Parteivorsitzenden Bebel und Singer verfÜgt worden war. Vgl. die deutschen Übersetzungen der einschlägigen VerfÜgungen, [„Engels Testament vom 29. Juli 1893”] und [„Nachtrag zu Engels' Testament 26. Juli 1895”], in: K. Marx, F. Engels, Werke, Berlin 1956–68 (weiter MEW), Bd 39, S. 505–11.

24 So Brauns Erfahrung, als er diesen Zugang fÜr die Bearbeitung des Urkundenbuchessuchte; vgl. A. Braun an K. Kautsky, 20.3.1909, Nachla² Kautsky D VI 295.

25 A. Bebel and F. Engels, 17.3.1883, in August Bebels Briefwechsel mit Friedrich Engeis, hrsg. von W. Blumenberg (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der deutschen und österreichischen Arbeiterbewegung, Bd 6), Den Haag usw. 1965, S. 15 If.; vgl. auch die Schreiben vom gleichen Datum von F. Domela Nieuwenhuis und A. Loria, sowie P. L. Lavrov an Engels, 26.3., Marx-Engels-Nachla² L 5105, 3647, sowie 3302, IISG.

26 Bebel an Engels, a.a.O., und dessen Antwort vom 30.4., ebd., S. 152f.; vgl. auch den fast gleichzeitigen analogen Vorschlag russischer Sozialisten im Protokoll Über den Kongre² der deutschen Sozialdemokratie in Kopenhagen […], Hottingen-ZÜrich 1883, S. 31.

27 F. Engels an K. Kautsky, 28.1.1889, in Friedrich Engels' Briefwechsel mit Karl Kautsky. hrsg. von B. Kautsky (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte der deutschen und österreichischen Arbeiterbewegung, Bd I), Wien 1955 (welter EngelsKautsky), S. 227–29.

28 Theorien Über den Mehrwert. Aus dem nachgelassenen Manuskript „Zur Kritik der politischen ökonomie” von Karl Marx, hrsg. von K. Kautsky. 3 Bde in 4 TIn. Stuttgart 1905–10.

29 Vgl. die Ablehnung des von Paul Ernst stammenden Planes, F. Engels an W. Liebknecht, 18.12.1890, MEW, Bd 37, S. 527. und deren BegrÜndung, ders. an K. Kautsky. [29.6.1891,] Engels-Kautsky, S. 304f., MEW, Bd 38, S. 125f.

30 Vgl. zu den späteren Plänen u.a. F. Engels an L. Lafargue, 17.12.1894, an L. Kugelmann, 1.1.1895, und an R. Fischer, 15.4., MEW, Bd 39, S. 347, 359, 467; zur Beteiligung von Mehring ders. an F. Mehring, [Ende April] und 9.5., ebd., S. 473f., 476.

31 F. Engels an K. Kautsky, 23.2. und [29.6.]1891, Engels-Kautsky, S.282f., 304 (MEW, Bd 38, S. 40f., 125). Das Vorhaben war offensichtlich mit Bernsteins kritischer Einleitung zur parteioffiziellen Lassalle-Edition abgestimmt, vgl. ders. an L. Lafargue, 13.6.1891, MEW, Bd 38, S. 118.

32 Kautsky bezeichnete die Briefe privatim als Rehabilitierung Lassalles, an V. Adler, 21.11.1901, in: Adler-Briefwechsel, S. 381. Bernstein, dessen Darstellung von 1892 Mehring ausdrÜcklich revidieren wollte, betonte gegenÜber dem „freundlichen Eindruck” die „unfreundlichen Tatsachen”, vgl. E. Bernstein, „Über das Verhältnis von Lassalle zu Marx und Engels”, in: Dokumente des Sozialismus, Bd 1(1902), S. 157–77, hierS. 158.

33 K. Marx, Das Elend der Philosophie. Antwort auf Proudhons „Philosophie des Elends”. Deutsch von E. Bernstein und K. Kautsky, mit Vorwort und Noten von Fried- rich Engels, Stuttgart 1885. Vgl. auch den Kommentar des Herausgebers der neubearbeiteten 11. Auflage in: Dass. Nach der deutschen Übers. von E. Bernstein […] neu hrsg. […] von H. Pelger, Bonn 1979, bes. S. IX–XIV.

34 Vgl. die Bibliographie des Verlages in B. Emig. M. Schwarz, R. Zimmermann, Literatur fÜr eine neue Wirklichkeit […], Bonn usw. 1981. bes. S. 35–79.

35 Briefe und AuszÜge aus Briefen von Joh. Phil. Becker […] an F. A. Sorge und Andere, Stuttgart 1906.

36 Vgl. z.B. F. Engels an L. Lafargue, 24.6.1883, MEW, Bd 36, S. 43, und ders. an K. Kautsky, 25.3.1895, Engels-Kautsky, S.427 und die Folgekorrespondenz.

37 Vgl. zur Frage der „Hauptkapitel aus Mohrs politischen Leben” F. Engels an L. Lafargue, 17.12.1894, MEW, Bd 39, S. 347; dazu und zur apologetischen Erledigung der Emigrationszeit bis 1860 durch Marx selbst ders. an Kautsky, a.a.O.; zur Frage der amerikanischen Publizistik die Erwähnungen der Sammiung Meyer, die später als Grundlage fÜr die englischen Veröffentlichungen diente, in den Briefen des Jahres 1895, MEW, Bd 39, S. 359, 375, 397 und Anm. 385.

38 Da² daneben die Trennung der inhaitlich eng verbundenen Nachlässe von Marx und Engels, insbesondere bei der Fehlzuschreibung der Artikel Über Revolution und Konterrevolution in Deutschland, wie Kautsky es sieht, eine wichtige. wenn nicht entscheidende Rolle spielte, wird nicht bestritten. Vgl. K. Kautsky. „Engels' Nachla²”, in: Engels-Kautsky, 5. 445–57, hier S. 447.

39 Indirekt durch Berufung auf die testamentarische VerfÜgung Über den Briefwechsel bei A. Bebel, E. Bernstein, „Vorwort”, in: Der Briefwechsel zwischen Engels und Marx, a.a.O., S. [v], direkt Mehring, „Engels und Marx”, a.a.O., S. 1; zum Wunsch von Engels vgl. Bebel an Adler, 22.3.1911, a.a.O., S. 528.

40 Vgl. unten. S. 118.

41 Vgl. auch die Reaktion von Dietz auf die Londoner Funde von Rjazanov und deren Konsequenzen fÜr die „Übersetzung” der Eastern Question: „Da doch einmal die Werke Marx', wozu auch seine Zeitungsartikel, Korrespondenzen gehören, veröffentlicht werden mÜssen, so glaube ich, da² eine umfassende BerÜcksichtigung in Goldendachs und Ihrem Sinne zweckmä²ig ist. Es sollte mich freuen, wenn ich zu diesen Publikationen als Verleger beitragen kann. Damit ist fÜr die Literatur u. das nachwachsende Geschlecht keine unerhebliche Arbeit geleistet.” H. Dietz an K. Kautsky, 31.10.1909, Nachia² Kautsky D VIII 436.

42 Vgl. dazu die in der Beurteilung des Geleisteten skeptischere Bilanz, die Rjazanovs kritischem Verhäitnis zu den Arbeiten seiner Vorgänger besser entspricht, trotzdem auf die „wissenschaftliche Ausgabe aller Werke von Marx und Engels” zugespitzt ist: Rjasanoff, „Der Briefwechsel zwischen Marx und Engels”, a.a.O., S. 565–67.

43 Bebel sprach laut Vorwärts-Bericht von „Bearbeitung des Kapital” und „Marx-Biographie”, Laura Lafargue notierte Über die literarischen Testamentsvollstrecker von Engels und deren Verabredungen bissig, „[they] are not called to decide in the matter.” Was weitergegeben wurde: laut Buchprotokoll sprach Bebel Über die Bearbeitung des literarischen Nachlasses von Engels und dessen Biographie. Vgl. den Verhandlungsbericht im Vorwärts, Jg. 16, Nr 241 (14.10.1899), 1. Beilage, S. [3]; L. Lafargue an K. Kautsky, 19.10.1899, Nachla² Kautsky DXV 13; Protokoll Über die Verhandlungen des Parteitages […] zu Hannover […], Berlin 1899, S. 229.

44 Vgl. Über die BemÜhungen his 1909 zusammenfassend L. Lafargue an K. Kautsky, 12. und 21.6.1909; Über Bebels Ablehnung und eventuelle juristische Schritte, ebenso, 1.9.1909; Über eine fÜr sie negative Auskunft vom frÜheren Anwalt von Engels, Crosse, ebenso, 12.1.1910. Nachla² Kautsky D XV 45, 46, 48, 51. Weiter s. unten, S. I 19f.

45 Theorien Über den Mehrwert, a.a.O., Bd 1, S. viii, dann Bernsteins Rezension der Bände 1 und 2 in: Dokumente des Sozialismus, Bd 5 (1905), S. 445.

46 Die Polemik mit Überschneidungen und wenigen wechselseitigen Ergänzungen in der Neuen Zeit, Jg. 24(1905–06), Bd I, S. 167f., 303f., 374–76, 470–72, und in Dokumente des Sozialismus, Bd 5, S. 527f., 566–68.

47 Vgl. Anm. 27; Kautsky hat die fÜr seine Argumentation zentrale Behauptung, Engels habe ihn schon vor 1889 designiert, im Alter faktisch fallen gelassen, vgl. seine Kommentare in Engels-Kautsky, S. 229, 446, 450.

48 Braun an Kautsky, 20.3.1909, a.a.O.

49 Auf den Vorschlag von Kautsky, Rjazanov zu beteiligen, reagierte Dietz in erster Instanz au²erordentlich zurÜckhaltend, am 17.2.1911 war der Vertrag geschlossen; an K. Kautsky, 8.1.1911, und Rjazanov an K. Kautsky, 17.2.1911, Nachia² Kautsky D VIII 459 und D XIX 326.

50 Aus dem literarischen Nachla², Bd 1, S. [VII].

51 Vgl. G. P. Steenson, Karl Kautsky 1854–1938. Marxism in the classical years. Pittsburg 1978, S. 173.

52 Soweit nicht anders nachgewiesen, ist der Fundort der in der folgenden Skizze erwähnten bzw. zitierten Briefe das „Dossier Briefwechsel zur Ausgabe der Korrespondenz Marx-Engels”. IISG: das Dossier stammt von H. Dietz, vgl. ders. an Adler, 29.5.1913. in: Adler-Briefwechsel, S. 569.

53 A. Bebel an H. Dietz, 15.7.1910.

54 L. Lafargue an K. Kautsky, 2 1.6.1909, Nachla² Kautsky DXV 46.

55 Ebenso, 12.6.1909, ebd. 45.

56 L. Lafargue an H. Dietz, 20.7.1910; vgl. auch K. Kautsky an H. Dietz, 13. bzw.15.7.1910, und L. Lafargue an K. Kautsky, 20.6 und 2.8.1910, letztere Nachla² Kautsky DXV 52–53.

57 D.h. in der vierbändigen Ausgabe von 1913 em Viertel des ersten Bandes; Bernsteins Zeitplan sah Anfang September Publikation des ersten von drei Bänden im November 1910, der folgenden zu Ostern bzw. Michaeli 1911 vor. VgI. E. Bernstein an H. Dietz, 10.7. und 10.9.1910.

58 E. Bernstein an H. Dietz, 18.7.19 10.

59 Rjazanov an H. Dietz, 10.9.1910.

60 A. Bebel an H. Dietz, 30.9.19 10.

61 Ebenso. 6.10.1910.

62 L. Lafargue an H. Dietz, 7.10. 1910.

63 L. Kautsky an H. Dietz, 6. 10.1910.

64 F. Mehringan H. Dietz, 15.10.1910.

65 Ebd.

66 F. Mehring. „Rundschreiben an die Genossen Bebel, ernstein, Dietz, Goldendach, Kautsky u. Frau Lafargue”. 20.10.19 10, Konzept von Mehring und Reinschrift von anderer Hand; Wiedergabe nach der Reinschrift.

67 H. Dietz an F. Mehring. 21.10.1910.

68 L. Lafargue an H. Dietz, 11.11.1910.

69 H. Dietz an L. Lafargue, 18.10.1910; Mehring gegenÜber hatte er den Gedanken schon am Vortage ventiliert, dieser lie² sich schnell interessieren; vgl. H. Dietz an F.Mehring. 17.10. 1910, und Mehring an Dietz. 19. und 27.10.1910.

70 A. Bebel an H. Dietz, 29.7.1910.

71 A. Bebel an L. Kautsky, 1.11.1910, a.a.O. (s. Anm. I.)

72 Zweck war in erster Linie eine geplante (Auswahl-) Übersetzung der Briefe in's Russische: Rjazanov bemÜhte sich um Zustimrnung zur aligemeinen Benutzung fÜr seine Forschungsarbeiten an den Gesammelten Schriften und arn Urkundenbuch: vgl. den Entwurf eines Verlagsvertrages zwischen Dietz und Bernstein vom 9.10. 1910 und Rjazanovan Dicta, 3.11.1910.

73 Über Bernsteins Zeitplan z.B. war er unangenehm Überrascht; vgl. Rjazanov an Dietz,10. 9. 1910.

74 Rjazanov an L. Kautsky. [vor dern 2.12.1910,] Nachia² Kautsky D XIX 313.

75 Rjazanov an H. Dietz, 10.9.1910: „Man kann jetzt in die Ausgabe des Nachlasses der 50 und 60er Jahre nur das literarisch und wissenschaftlich am besten bearbeitetes [!] Material aufnehrnen, und den Rest fÜr eine kÜnftige Ausgabe der Sammelwerke aufzubewahren [!]. — Sagen wir bis zum 1918–1920, das hundertjährige Jubiläurn Marx und Engels.”

76 Von verändertem Standpunkt vermeidet 1914 das Plädoyer ex-post fÜr die ungekÜrzte Publikation des Briefwechsels diesen Widerspruch und nimmt unfreundliche Interpretation und Ausschlachtung durch politische Gegner als unvermeidlich bewu²t in Kauf; vgl. Rjasanoff. „Der Briefwechsel zwischen Marx und Engels”. a.a.O., S. 568.

77 Marx-Studien, Bd 1, S. VIIf.

78 F. A. Lange, Die Arbeiterfrage. Ihre Bedeutung fÜr Gegenwart und Zukunft, neu bearb. und hrsg. von A. Grabowsky, Leipzig o.J. [1910]; diese Ausgabe des Verlages Kröner wurde als unkontrollierbare Kompilation aus verschiedenen Auflagen mit stillschweigenden KÜrzungen und änderungen des Herausgebers vernichtend rezensiert in der Neuen Zeit, Jg. 28(1909–10), Bd 2, S. 559f., und in Bildungsarbeit. Blätter fÜr das Bildungswesen der deutschen Sozialdemokratie in österreich, Jg. 2(1910–11), S. 20. Bei Vorwärts erschien im gleichen Jahr nach der 2. Auflage von 1870 F. A. Lange, Die Arbeiterfrage, mit Einl. und Anm. hrsg. von F. Mehring (Sozialistische Neudrucke, 4), Berlin 1910.

79 Die Verlage J. H. W. Dietz Nachf. in Stuttgart und Buchhandlung VorwÜrts in Berlin.

80 Vgl. Nr 3.

81 Dietz fÜrchtete, Rjazanov betrachte bisher erhaltene VorschÜsse als durch seine Forschungsarbeiten erledigt, meinte aber, „könnte ich ohne Weiteres Über Parteimittel verfÜgen, wÜrde ich kein Wort sagen und es darauf ankommen lassen, ob u. wann G. die ausgegrabenen SchÜtze auf den Tisch des Verlegers niederlegt. G.s. Schaden wäre es nicht, denn dann könnte ich ihn materiell einreihen. Jetzt steht er unserer Parteikasse gegenÜber als Geist.” An K. Kautsky, 8.1.1911, Nachia² Kautsky D VIII 459.

82 K. Marx, Das Kapital. […] Erster Band. […] Volksausgabe. hrsg. von K. Kautsky, Stuttgart 1914 (weiter Volksausgabe).

83 Bebel kehrte vor dem 21.1.1911 nach Berlin zurÜck, vgl. A. Bebel an L. Kautsky, 21.1.1911. Bebels Briefwechsel mit Kautsky, a.a.O., S. 252.

84 Zu den Vorstellungen Über die Gestaltung der Volksausgabe vgl. Nr 7. Em Kommentar war anscheinend von verschiedenen gewÜnscht und von Kautsky abgelehnt worden, was Dietz kommentierte: „Sie haben recht. mit Marx' Kapital geht's wie mit, grundlegenden’ religiösen Schriften. Über die, dunklen' Stellen wird eine Übereinstimmung selbst unter Freunden nicht zu erzielen sein. Verhehlen will ich aber nicht, da² unsere, Kapital'-Ausgabe gerade durch einen Kommentar einen hohen Reiz erhalten wÜrde. Der Kommentar kann aber auch leicht den Herausgeber auf Wege fÜhren, auf denen er welter gehen mܲte, als ihm lieb sein kann. So wird wahrscheinlich auch hier in der Beschränkung sich der Meister zeigen.” An Kautsky, 8.1.1911, a.a.O.

85 Eine zumindest globale Kenntnis der finanziellen VerfÜgungen von Engels kann in Wien vorausgesetzt werden, da die Arbeiterzeitung in den 1890-er Jahren wiederholt aus diesen Mittein unterstÜtzt worden war: vgl. z.B.A. Bebel an V. Adler, 18.9.1895, in: Adler-Briefwechsel, S. 187. Einen Auszug aus dem Testament erwähnt Braun an Kautsky, 20.3.1909, a.a.O.

86 Im Verlag von Gustav Fischer erschien J. H. von ThÜnen, Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie. […] eingel. von H. Waentig, Jena 1910, zum Preise von 7,— bzw. geb. 8,— Mk.

87 Sonntag. 15.1.1911.

88 K. Marx, Das Kapital, Bd 1 erschien bei Mei²ner 1909 in 6., Bd 2 und 3 in 4. bzw. 3. Auflage im Jahre 1910.

89 K. Diehi, Sozialwissenschaftliche Erläuterungen zu David Ricardo's Grundgesetzen der Volkswirtschaft und Besteuerung, 2 Bde, Leipzig 1905, erschienen als Bd 2 und 3 zu D. Ricardo. Grundgesetze der Volkswirtschaft und der Besteuerung, Übers. von E. Baumstark. 2. Aufl., Leipzig 1877; Diehis BÜnde ersetzten Baumstarks Kommentarband von 1838. Ms Vorbild fÜr eine Volksausgabe scheint dieses bibliographische Monstrum weniger glÜcklich.

90 F. Engels an V. Adler, 16.3.1895. MEW. Bd 39. S. 436–38.

91 Der von Rjazanov bearbeitete Registerteil der Volksausgabe umfa²t 68 Seiten, enthält eine eigene sechsseitige Einleitung, em Verzeichnis der zitierten Werke, ein Namensregister mit kurzen biographischen Mitteilungen und em Sachregister; die Bedeutung des Werkes fÜr Theorie und Praxis der Gewerkschaften betont Rjazanov in seiner Einleitung, S. 706.

92 FÜr die Textgestaltungder Volksausgabe vgl. Kautskys Vorwort des Herausgebers. hier zur Übersetzung und ÜberprÜfung fremdsprachlicher Zitate durch Eckstein S. xxxf.

93 Zur BerÜcksichtigung des Textes der französischen Kapital-Ausgabe von 1872–75 in der Volksausgabe ebd., S. xv-xviii.

94 Kautsky entschied sich hier anders, sein „Kampf gegen die Fremdworte hatte vor allem in einer Ausmerzung von Anglizismen zu bestehen” und erfolgte. allerdings vorsichtig. im Text. Zur BegrÜndung vgl. ebd., S. xxi–xxvi.

95 Diese Auseinandersetzung fehlt in Kautskys Vorwort, Rjazanovs Vorstellungen sind in seiner Registereinleitung bei der BegrÜndung der Anlage des Sachregisters erkennbar; vgl. ebd., S. 704–06.

96 Die Volksausgabe zählt XLVIII + 768 S. gegenÜber der 6. Mei²nerschen Auflage von 1910 mit xxxii + 739 S. Die Prognose ist aber nur scheinbar unterschritten. Vorwort des Herausgebers und Register umfassen 91 Seiten und ersetzten nur 9 S. Einleitung von Engels. der grö²ere Blattspiegel und gedrängtere Satz der Volksausgabe hielten deren Wachstum in Grenzen.

97 Das Ausma² des sozialdemokratischen Wahlerfolgs von 1912 wird in der Prophezeiung von Rjazanov unterschätzt, was die im ersten Wahigang tatsächlich erreichten 4.250.399 Stimmen angeht, und Überschätzt angesichts von 110 tatsächlich errungenen Mandaten; vgl. Die Reichstagswahlen von 1912, Heft 2 (Statistik des Deutschen Reichs, Bd 250/2). S. 7 und 9.

98 Wilhelm Pfannkuch (1841–1923), damals Mitglied des Parteivorstandes.

99 Richard Fischer (1855–1926), damals GeschäftsfÜhrer des Verlages Buchhandlung Vorwärts.

100 Vergil. Aeneis, Buch VII. Vers 312: „Flectere si nequeo superos, Acheronta movebo”; fÜr Lesung und Deutung danke ich nicht G. BÜchmann, sondern meinem Kollegen J. Kloosterman.

101 Dies traf fÜr die Schutzfristen nach französjschem Urheberrecht zu, der internationale „Berner Verband zum Schutze des Urheberrechts” beruhte aber aufdem Prinzip der formalen Reziprozität, „Der Umfang und die Mittel des Schutzes richten sich also im aligemeinen ausschlie²lich nach den Gesetzen des Landes, in dem der Schutz beansprucht wird.” Allfeld, „Urheberrecht”, a.a.O., S. 133 und 131.

102 „Zéro-Mouchard” lie² sich nicht identifizieren. Zu Spekulationen Über das Vermögen der Lafargues im Umkreis der sozialistischen Bewegung und deren Niederschlag in Polizeiberichten vgl. allgemein C. Willard, Le mouvement socialiste en France (1883–1905). Les Guesdistes, Paris 1965, S. 133. Zeitgenössisch fÜhrt A. Zévaès, Notes et souvenirs d'un militant, Paris 1913, S. 131, den Wohlstand von Paul Lafargue auf eine mÜtterliche Erbschaft, den Reichtum auf das Erbe von Engels zurÜck. Eine Anspielung Rjazanovs auf eine frÜhere äu²erung des Ex-Guesdisten Zévaè;s ist möglich.

103 Cesaryna Wanda Wojnarowksa (1858–1911), seit 1879 in der polnischen sozialistischen Bewegung tätig, emigrierte 1883 nach mehrmaligen Verhaftungen in die Schweiz, später nach Paris. und war seit 1894 Mitglied der Auslandsorganisation der SDKP(iL); vgl. F. Tych. „Listy Róży Luksernburg do Cezaryny Wojnarowskiej (1896–1905)”, in: Z. Pola Walki. Jg. 14(1971). Nr I. S. 199–201.