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Panelists’ Commentary

Published online by Cambridge University Press:  03 May 2023

Stephen D. Dowden
Affiliation:
Brandeis University, Massachusetts
Meike G. Werner
Affiliation:
Vanderbilt University, Tennessee
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Summary

HANNE KNICKMANN (DEUTSCHES LITERATURARCHIV, MARBACH): Herr König hat in seinem Vortrag am Beispiel von Ludwig Geiger gezeigt, wie schwierig es ist, nach Gemeinsamkeiten unter jüdischen Philologen zu fragen. Sein Vorschlag dazu ist eine kritische Fachgeschichte, die die vom Philologen getroffene Wahl des Gegenstandes als Wertung versteht.

Dazu eine generelle Anmerkung: Mir scheint, daß in der Beschäftigung mit der deutsch-jüdischen Kulturgeschichte die Diskussion um die “richtigen” Fragen mindestens so viel Raum einnimmt wie die um die Antworten. Mich interessiert also die Art und Weise, wie die deutschjüdische Kulturgeschichte befragt wird. Man stößt da schnell auf eine stereotype Struktur: zuerst wird die Dringlichkeit des Themas bestätigt und dann folgt meistens ein Einwand, daß aber die Fragen in der gegenwärtigen Formulierung dem Thema nicht gerecht werden können. Sie werden demontiert und neu formuliert, und erst dann folgen Antworten und Stellungnahmen. Ein Beispiel dafür ist der Band Judentaufen, den Herr König erwähnt hat. Es sind die gesammelten Antworten auf eine Umfrage, mit der man sich aus Anlass von Sombarts 1911 erschienenem Buch Die Juden und das Wirtschaftsleben an Repräsentanten des kulturellen Lebens gerichtet hatte. Auch hier haben die meisten die ihnen vorgelegten Fragen zuerst einmal kritisiert und umformuliert, bevor sie sie beantworteten. Ein anderes Beispiel wäre auch der 1994 erschienene Band mit Gesprächen über Jüdisches Denken in Frankreich von Elisabeth Weber. Die Reaktionen gingen wieder in die gleiche Richtung: das Thema sei wichtig, die Fragen müssten beantwortet werden, aber sie seien nicht richtig gestellt.

Zurück zu Herrn Königs Vorschlag, die Wahl des Gegenstandes als Wertung zu verstehen. Ich möchte hier zum Vergleich kurz auf Eduard Berend (1883–1973) eingehen, der fast im Alleingang die historisch- kritische Jean Paul Ausgabe bewerkstelligt hat. Es gibt einen Brief an Karl Wolfskehl, in dem Berend schrieb: “Eine Gesamtausgabe gibt ja aber nur den Gott selbst, den dann jeder nach seiner Weise anbeten mag.” Berend wollte damit der grundsätzlich anderen Klassiker- Verehrung im Georgekreis begegnen. Hier läßt sich ein Bogen spannen zu dem ersten Teil unserer heutigen Diskussion, als es um das “Ich” des Philologen ging. Denn mit dieser Äußerung, die durchaus programmatisch gemeint war, trat Berend mit seiner Person hinter den Autor zurück, den er edierte.

Type
Chapter
Information
German Literature, Jewish Critics
The Brandeis Symposium
, pp. 87 - 92
Publisher: Boydell & Brewer
Print publication year: 2002

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