Die Theorie des sozialen Wandels, Desiderat und Prüfstein der Soziologie von Anbeginn, scheint — nach der seit ein paar Jahren rapide zunehmenden Zahl an Publikationen zum Problem der Modernisierung zu urteilen — endlich in Fluß gekommen zu sein. Die den Gelehrtenstreit blockierenden Antinomien der struktural-funktionalen Systemtheorie, wie die vom Wandel im System oder Wandel des Systems, beginnen sich zu lösen. Diese Lösung aber scheint in dem Versuch zu liegen, jene beiden Darstellungsweisen des Wandels (als eines variablen Beziehungsgefüges innerhalb konstanter Systemeinheiten oder als eines variablen Beziehungsgefüges variabler Systemeinheiten) auf eine dritte, sozusagen auf ihr kleinstes gemeinsames Vielfaches: auf die Entelechie konstanter Beziehungsgefüge konstanter Grundeinheiten, zu reduzieren. Der Prozeß der Modernisierung wird so, die unerkannten ontologischen Implikationen der beiden ersten Darstellungsweisen (1) noch multiplizierend, als ein Wandel vom (unterentwickelten) System zum (voll entfalteten) SYSTEM dargestellt.