Das altuigurische Wort altun “Gold” ist nicht zuletzt durch das Goldglanz-Sūtra (Altun Yaruk Sudur) sehr gut belegt. Es gibt insgesamt gewiß mehr als tausend Belegstellen, denn allein C. Kayas Index zum genannten Sūtra verzeichnet es etwa 400 Mal. K. Röhrborn erfaßte bereits in seinem Uigurischen Wörterbuch den größten Teil der bis dato bekannten Belege. Etymologische und metallurgische Beiträge zum Wort altun selbst gibt es auch zahlreiche.
Die recht häufig belegte Verbindung altun yartmak “Goldstück” oder “Goldbarren” ist im Uigurischen Wörterbuch ausreichend dokumentiert. Hinzugekommen sind in letzterer Zeit einige interessante Funde, von denen zwei hier vorgestellt seien. Zum einen heißt es in der unveröffentlichten Erzählung von den Drei Goldschmieden: yokaru korsar kok kalık-tın altun yartmak yagar ardi kuniŋa miŋar kuvrag ašandurur ardi “wenn man nach oben blickte, regneten vom Himmel Goldstücke, sie ernährten täglich tausende Gemeinden”. Zum anderen lesen wir in M. Shōgaitos postum erschienener Edition von Teilen des Abhidharmakośa von Vergleichen dafür, daß eine Substanz gleich bleibt:
yalıntık-tın8 kooš altun yartmak9 bolmıš tag
ru zhi shuang jinqian
如 隻 雙 金錢
ulatı beš-tin on y(i)g(i)rmi
ji wu shi ershi
及 五 十 二十
“so wie von einem (durch Hinzufügen eines zweiten) zwei Goldbarren,
weiter aus fünf (Münzen durch Hinzufügen) zehn (oder) zwanzig werden”.
Den Anlaß für den nachfolgenden Beitrag bietet indes ein Beiwort, das vor altun steht und recht häufig vorkommt. Dieses Wort, dessen eindeutige Lesung nicht feststeht, ist meist šwpʾq, oft mit punktiertem š, geschrieben. Naheliegend ist anzunehmen, daß es sich um ein Gold modifizierendes Attribut handelt. Es darf aber auch nicht ausgeschlossen werden, daß die beiden Wörter ein Synonymkompositum bilden, quasi ein Paarwort, wie es im Altuigurischen sehr häufig der Fall ist.
Zunächst seien einige bisherige Stellungnahmen aus den letzten Jahrzehnten erörtert. Im Uigurischen Wörterbuch wird šwpʾq einmal šopag, ohne Fragezeichen, gelesen und zusammen mit altun als “Schmelzofen-Gold” übersetzt. An anderer Stelle wird die alte Lesung supraq aus TT VII zu šopag korrigiert. Doch gibt das Wörterbuch weder Auskunft darüber, warum das Wort so gelesen werden noch, warum es “Schmelzofen” bedeuten soll. An anderer Stelle korrigiert K. Röhrborn šubralıgın in der von M. Shōgaito herausgegebenen Avadāna-Edition und schlägt anstelle von richtigem šobanlıgın die Lesung šop(a)glıkın vor.