Einführende Bemerkungen zu Entlehnungen im Deutschen
Im Deutschen dominieren lateinische, französische, nicht zuletzt auch englische Entlehnungen. In diesem Kontext sieht der Anteil von aus dem Türkischen stammenden Wörtern sehr bescheiden aus. Bei der Besprechung der Arabismen im Deutschen nennen Lipczuk, Sztandarska (2015, im Druck) u. a. folgende Wörter, die ins Deutsche durch türkische Vermittlung gekommen sind:
Harem türk. < arab. 18. Jh.
Kaftan türk. < arab. < pers. 16. Jh.
Moslemin/Moslem/Muselmann it. < türk. < arab. 16. Jh.
Mumien/Mumie it. < türk. < pers. < arab. 16. Jh.
Bei Osman steht, dass arab. quaftan über das türkische kaftan ins Deutsche im 17. Jh. gelangte. Andererseits schreibt er: „Über Persien und Mittelasien kam der Kaftan nach Rußland und Polen, wo er von orthodoxen Juden noch getragen wird” (Osman 2003: 68).
Schon im 17. Jahrhundert klagte man in Deutschland über das massenhafte Eindringen von Wörtern aus anderen Sprachen, besonders aus dem Französischen oder Lateinischen. Man hat darin eine Bedrohung der erst im Entstehen begriffenen deutschen Sprache gesehen. Der Pflege der deutschen Sprache sollten die Sprachgesellschaften dienen, die damals noch kein klares Fremdwortkonzept hatten. Im Sinne des sog. „Kulturpatriotismus“ war man bemüht, verschiedene Aspekte der deutschen Kultur zu pflegen. Die Gesellschaften in Deutschland (siehe v. a. die „Fruchtbringende Gesellschaft“) beschäftigten sich mit der weit verstandenen Sprachpflege und dazu gehörten u. a. Literaturkritik, Grammatik, Rechtschreibung, Sprachgeschichte und Übersetzungen. Immerhin entstanden in dieser Zeit mehrere Ersatzwörter (sog. Verdeutschungen) für Wörter fremder Herkunft (dazu u. a. Lipczuk 2007: 27 ff.). Der intensive Kampf gegen den Fremdwortschatz wurde im Rahmen des 1885 in Braunschweig entstandenen „Allgemeinen Deutschen Sprachvereins” (ADSV) geführt. Man glaubte, dass Fremdwörter eine Gefahr für die nationale Identität darstellten. Im Verlag des ADSV wurden mehrere Wörterbücher, besonders Spezialwörterbücher (für Medizin, Sport, Schulwesen usw.) herausgegeben, deren Ziel es war, Wörter fremder Herkunft durch einheimische Ausdrücke zu ersetzen. Solche lexikographischen Werke entstanden übrigens auch außerhalb des Sprachvereins. Es waren sowohl allgemeine als auch Spezialwörterbücher dieser Art (dazu u. a. Lipczuk 2007; Lipczuk 2014).
Im vorliegenden Beitrag wollen wir das Thema der türkischen Entlehnungen im Deutschen anhand von einigen Wörterbüchern ansprechen. Es sind drei fremdwortbezogene Wörterbücher aus dem 19. Jh. sowie zwei Wörterbücher der deutschen Gegenwartssprache.