Wie wohl in jedem Archiv, so sind auch im Tiroler Landesarchiv zu Innsbruck (TLA) die einzelnen Archivalien in gewisse Bestände gegliedert, welche jeweils „artgleiche“ Dokumente umfassen. Neben den klassischen Beständen wie Urbaren, Urkunden, Katastern, Sammelakten, Handschriften (Codices), Kopialbüchern, historischen Karten, Mikrofilmen usw. beherbergt das TLA auch einen Bestand namens Sigmundiana, der zum Schrift gut der landesfürstlichen Hofkanzleien zu zählen ist und dort einen eigenen Subbestand darstellt. Diese Schriften, die nachträglich aus dem Bestand Maximiliana ausgegliedert wurden, bestehen aus Akten und Urkunden aus der Zeit Sigmunds (1427–1496), des Sohnes Herzog Friedrichs IV. (1382–1439) und der Prinzessin Anna von Braunschweig-Göttingen (1390–1432). Sigmund war zunächst Graf von Tirol, regierte außerdem ab 1458 die habsburgischen Gebiete Vorderösterreichs und fungierte ab 1477 auch als Erzherzog von Österreich. Sein Nachfolger war Maximilian I. (1459–1519), der deutsche König (ab 1486) und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (ab 1509).
Zur Zeit Sigmunds war der Vater Maximilians I., nämlich Friedrich III. (1415–1493), deutscher König (seit 1442) bzw. Kaiser (seit 1452). Alle Bemühungen, die böhmische und ungarische Krone zu erlangen, waren vergeblich. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem ungarischen König Matthias Hunyadi „Corvinus“ (1443–1490), der von 1469–1490 (neben Georg von Podiebrad) auch böhmischer König war. Das Jahr 1477 war in mehrfacher Hinsicht ein bedeutendes Datum: in diesem Jahr wurde Graf Sigmund von Kaiser Friedrich III. zum Erzherzog von Österreich erhoben, schlossen die eidgenössischen Kantone Zürich, Bern, Luzern und Solothurn mit Sigmund die 1. Schweizer Erbeinung, heiratete Maximilian I. Maria von Burgund, und annektierte Matthias Corvinus die Steiermark und stieß nach Niederösterreich vor (wodurch weitere Kampfhandlungen vorprogrammiert waren).