Hostname: page-component-5c6d5d7d68-txr5j Total loading time: 0 Render date: 2024-08-08T07:32:05.029Z Has data issue: false hasContentIssue false

Johann Heinrich Merck Über Den Roman

Published online by Cambridge University Press:  02 December 2020

H. Rudolf Vaget*
Affiliation:
Smith College, Northampton, Mass.

Abstract

Merck's concept of the novel which emerges very clearly from his reviews and his essay “Über den Mangel des epischen Geistes in unserm lieben Vaterland” represents the only major contribution of Storm and Stress to the incipient discussion of the theory of the novel. In accordance with the realistic tendencies of Storm and Stress, he advocated a realistic novel which was to deal seriously with everyday life and contemporary society, excluding, however, political themes. Among the earliest critics of the novel, Merck was unique in paying particular attention to narrative technique. Whereas Blanckenburg propagated a character novel told by a personal narrator (Tom Jones, Agathon), Merck—long before Spielhagen—called for an objective narrative technique without intrusions from the narrator, his ideal being Homer. Characteristic is his attitude toward Sterne; he rejected Blanckenburg's and Wezel's imitation of Sterne's personal comments but admired the latter's gift for realistic scenes. In the history of the theory of the novel Merck occupies a significant place in the long line of critics who saw in the objectivity of the epic the ideal for the narrative technique of the modem novel.

Type
Research Article
Copyright
Copyright © Modern Language Association of America, 1968

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

References

1 Vgl. dazu: Martin Sommerfeld, “Romantheorie und Romantypus in der deutschen Aufklârung,” DVLG, rv (1926), 459–490; Wolfgang Kayser, “Die Anfânge des Romans im 18. Jahrhundert und seine heutige Krise,” DVLG, xxviii (1954), 417–446; Reinhard Wagner, “Die theoretische Vorarbeit fur den Aufstieg des deutschen Romans im 19. Jahrhundert,” Zeitschrifl fur deutscke Philologie, Lxxrv (1955), 353–363. Peter Michelsen, Laurence Sterne und der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts (Gôttingen, 1962), bes. Kap. v: “Die Darstellung des Inneren. Die Romantheorie Friedrich von BIan[c]kenburgs,” pp. 141–176; Wolfgang Lockemann, Die Entstehung des Erzâhlproblems (Meisenheim, 1963), pp. 166–198; Ernst Theodor Voss, Nachwort zur Neuausgabe von Johann Jakob Engels Uber Gesprach, Handlung und Erzahlung (Stuttgart, 1964); Eva D. Becker, Der deutsche Roman um 1780 (Stuttgart, 1964); Eberhard Lâmmert, Nachwort zur Neuausgabe von Friedrich Blanckenburgs Versuch iiber den Roman (Stuttgart, 1965).

2 Blanckenburg, p. xiii.

3 Kennzeichnend dafür ist das biographische Standardwerk iiber Merck von Helmut Prang, Johann Heinròh Merck. Ein Leben fiir andere (Wiesbaden, 1949), der in der Einleitung (p. 7) meint: “seine [Mercks] kunst- und zeitkritischen Aufsâtze und Rezensionen oder seine naturwissenschaftlichen Abhandlungen und literarischen Arbeiten sind nicht von so entscheidender Bedeutung wie sein Leben.” Àhnlich auch: Hermann Brâuning-Oktavio, “Der EinfluC von Johann Heinrich Mercks Schicksal auf Goethes ‘Faust’ (1774) und ‘Tasso’ (1780–1788),” Jahrb. d. Fr. Dt. Eochstifts (1962), pp. 9–57; Peter Berglar, “Johann Heinrich Merck. Menschentum und geistige Gestalt,” Jahrb. d. Wiener GoetheVereins, LXIX (1965), 120–145.

4 Eine ausfûhrliche Bibliographie bringt Prang, pp. 310–318.

5 Hettner nennt Mercks Erzâhlungen “eine Reihe kleiner Genrebilder hâuslichen Lebens, so frisch und naturwahr und mit so àcht dichterischem Auge erschaut und dargestellt,” und halt sie fur “in ihrer Art klassische Novellen von unveraltbarer Kraft.” Geschichte der deutschen Lileratur im 18. Jahrhundert, iii, 1. Abt. (Braunschweig, 3. Aufl., 1879), 419.

6 Johann Heinrich Mercks Ausgewahlte Schriften zur schonen Literatw und Kunst, Deutsche Neudrucke, Reihe Texte des 19. Jahrhunderts, hrsg. von Walther Killy (Gottingen, 1965) [Faksimiledruck der Ausgabe von 1840 von Adolf Stahr]; Johann Heinrich Merck, Fabeln und Erzahlungen, hrsg. von H. Bràuning-Oktavio (Darmstadt, 1962).

7 S. Emory E. Cochran, “Johann Heinrich Merck. An Appreciation” (unveroffentlichte Dissertation, Columbia University, 1917); Maria Ludewig, Johann Heinrich Merck als Kriliker (Diss. Munster, 1930); die beste Wurdigung von Mercks kunstgeschichtlichen Arbeiten bei Wilhelm Waetzoldt, Deutsche Kunsthistoriker von Sandrart bis Rumohr (Leipzig, 1921), pp. 131–138.

8 Vgl. dazu Karl Robert Mandelkow: “Eine uber die darstellerische Verkniipfung blofi biographischer Fakten hinauslangende Darstellung des fur Goethe so bedeutsamen Verhâltnisses zu Merck liegt bis heute nicht vor. Sie wâre eine dringend zu fordernde Aufgabe der Goetheforschung.” Goethes Briefe, i, Hamburger Ausgabe, hrsg. von K. R. Mandelkow unter Mitarbeit von Bodo Morawe (Hamburg, 1962), 631. [Ein solcher Versuch des Verf. erscheint demnâchst in Monatshefle, LX (1968).]

9 Hettner, p. 417.

10 Sommerfeld, pp. 476–477; Prang, pp. 161–162.

11 Annalen der deutschen Literatur (Stuttgart, 1952), p. 478.

12 Becker, p. 9.

13 Blanckenburg, pp. 570–571.

14 Uber Mercks Rezensententàtigkeit fiir den Teutschen Merkur s. Hans Wahl, Geschichte des Teutschen Merkur (Berlin, 1914), pp. 100–106, 140–141, et passim. Friedrich

15 Sengle, Wieland (Stuttgart, 1949), pp. 407, 416.

16 Johann Heinrich Mercks Schriften und Briefwechsel. In Auswahl hrsg. von Kurt Wolff, 2 Bde. (Leipzig, 1909), i, 189.

Stellenverweise in meinem Text beziehen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf den ersten Band dieser Ausgabe. “Vgl. dazu Sommerfeld, p. 469; Becker, pp. 121–126.

17 Blanckenburg, pp. 237–240, 388–392, et passim.

18 Sophiens Reise von Memel nach Saehsen, hrsg. von Fritz Briiggemann, Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, Reihe Aufklârung, XIII (Leipzig, 1941), 72–73.

19 Vgl. dazu auch Mercks Rezension von Hermes' Roman: “Man wiirde diesem Roman … Unrecht thun, wenn man ihn nach den Gesetzen der poethischen Composition beurtheilen wollte. Er ist so wenig ein Werk des Dichter-Genius, als ein treuer AbriC der Menschheit, wie sie vor den Augen des unbefangenen Beobachters da steht, …” TM (1776), ii, 106.

20 Blanckenburg, pp. xiii, 206–210.

21 Mimesis (Bern, 1946), p. 390.

22 Frankfurter Gelehrte Anzeigen, hrsg. von Bernhard Seuffert mit einer Einleitung von Wilhelm Scherer, Deutsche Litteraturdenkmale des 18. u. 19. Jahrh., Bd. Vii u. vii (Heilbronn, 1883), 75–80. (Kiinftig FGA)

23 Es ist dies eine charakteristische Arguruentationsweise, die, wie Peter Demetz gezeigt hat, in der Realismusdiskussion von Diderot bis weit ins 19. Jahrh. eine bedeutsame Rolle spielte. S. Demetz, “Defenses of Dutch Painting and the Theory of Realism,” CL, xv (1963), 97–115.

24 S. “Uberblick uber die Geschichte der Malerei von den fruhesten Anfângen bis auf Rubens und van Dyk,” zuerst gedruckt in: Jahrh. d. Fr. Dt. Eochstifts (I960), pp. 260–269; “Eine mahlerische Reise nach Kôln, Bensberg und Diisseldorf,” TM (1778), iii, 113–128; “Briefe uber Mahler und Mahlerey an eine Dame,” Wolff, I, 209–221; “Einige Rettungen ftir das Andenken Albrecht Diirers gegen die Sage der Kunstlitteratur,” Wolff, I, 228–236.

25 Becker, pp. 10–11.

26 Blanckenburg, p. 357 et passim; vgl. dazu auch die wichtige Rezension der Lâmmertschen Blanckenburg Ausgabe von Jost Hermand, GQ, xxxix (1966), 236–239.

27 Merck verwendet diesen Begriff in der Sulzerschen Definition: “Demnach ist die Haltung das, was eigentlich dem Gemahlde das Leben und die wahre Natur giebt. Sie hàngt von vielerley Ursachen ab: von der perspektivi schen Zeichnung; von der Luftperspektiv; von dem ein fallenden Lichte, von der Stârke und Austheilung des Lichts und Schattens, des Hellen und Dunkeln; und von der Ausfuhrlichkeit, so wol in Zeichnung, als im Colorit…Der Begriff der Haltung mufi nicht bios auf die Werke der zeichnenden Kunst eingeschrânkt werden; er erstreckt sich auf allé Werke der Kunst.” Alhgmeine Théorie der Schonen Kunste, zit. nach der 2. Aufl. (Leipzig, 1778). In seiner Rezension (FGA, p. 79) hatte Merck diese Definition u.a. als besonders gelungen hervorgehoben.

28 Am klarsten in seiner Rezension von Lavaters Physiognomiscken Fragmente, (TM, 1777, iii, 181–184). Vgl. Dazu Ferdinand Denk, Das Kunsischone und Charakterislische von Winckelmann bis Friedrich Schlegel (Diss. Miinchen, 1925), pp. 30–31; H. R. Vaget, Monatshefte, LX (1968).

29 S. Grimms Worlerbuch; J. C. Adelung, Grammatischkritisches Worterbuch der hochdeutschen Mundarl (Wien, 1808); sowie Mercks àhnliche Formulierung: “Gegenwart des Sujets” (TM, 1776, i, 87).

30 S. Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller im April 1797, AGA, XX, 332–343, “Uber epische und dramatische Dichtung,” AGA, xrv, 367–370; Wilhelm von Humboldt, Uber Gothes Hermann und Dorothea, Ges. Schriften, hrsg. von Albert Leitzmann (Berlin, 1904), il, 146–148, et passim.

31 Vgl. dazu Harvey W. Thayer, Laurence Sterne in Germany (Diss. Columbia, 1905) und Michelsen, Sterne; bei beiden wird auf die Rolle Mercks in der Sterne-Rezeption nicht eingegangen.

32 FGA, pp. 118–121. Die Autorschaft Mercks ist umstritten; fur Merck entschieden sich Scherer, FGA, p. lxxx, und Max Morris, Goethes und Herders Anteil an dem Jahrgang 1772 der FGA (Stuttgart, 2. Aufl. 1912), p. 82, nachdem er sie in der 1. Aufl. (1909) noch Herder zugeschrieben hatte. Neben den dort angefiihrten Kriterien scheint mir auch die anhaltende Beschâftigung Mercks mit Sterne und die Argumentationsweise fur Merck zu sprechen.

33 FGA, p. 119.

34 Blanckenburg, p. 527; vgl. auch pp. 414 v. 499–501.

35 S. Blanckenburg, p. 519: “tjber die âufiere Einrichtung eines Romans weis ich dem Romanendichter sehr wenig zu sagen. Die Verschiedenheiten, die darinn statt finden kônnen, sind gern seiner Willkiihr iiberlassen.” S. auch pp. 382–383.

36 Dièse These wurde von Spielhagen wiederholt vertreten, am klarsten vielleicht in seinern Vortrag “Die epische Poésie und Goethe” [1895]: “Was verlange ich von einem ‘dichterischen Roman?‘ Dies: dafi er zuerst—und ich mochte sagen: und zuletzt—wie das homerische Epos, nur handelnde Personen kennt, hinter denen der Dichter vollig und ausnahmslos verschwindet, so, dafi er auch nicht die geringste Meinung fur sich selbst âufiern darf …” Neue Beitràge zur Théorie uni Technik der Epik and Dramatik (Leipzig, 1898), pp. 54–55.

37 “Der Held im Roman,” Beitràge zur Théorie und Technik des Romans (Leipzig, 1883), p. 69.

38 Kayser, “Entstehung und Krise,” pp. 424–435.

39 S. die Neuausgabe von E. Th. Voss (Anm. 1).

40 S. die Neuausgabe von Eva Becker (Stuttgart, 1964), Deutsche Neudrucke, Reihe Texte des 18. Jahrhunderts.

41 Vermisckte Schriften, hrsg. von L. C. Lichtenberg und F. Kries (Gôttingen, 1802), iv, 115–162.

42 Lichtenberg, pp. 120, 135, 137, 142.