Und wollen andeuten ... wie Böses und Gutes aus
einem einigen Grunde urstände, als Licht und
Finsterniß, Leben und Tod, Freude und Leyd; und
wie das in seinem Grunde sey. (Mysterium Magnum, Vorrede, 11).
BÖHMES Philosophieren trägt den Charakter einer leidenschaftlichen Theodizee. Gott ist das unbedingte und uneingeschränkte Gute; von dieser Prämisse will der Christ Böhme nicht abweichen. Aber er ist ebenso weit davon entfernt, das Böse in einer Welt zu übersehen, die das summum bonum geschaffen hat. Für den mit der christlichen Tradition Vertrauten ergibt sich damit die Notwendigkeit, die souveräne Willkür Jehovas, die Existenz von Tod, Teufel und Hölle, die Lehre von der Verstocktheit der Bösen und ihrer ewigen Verdammnis vor sich selber zu rechtfertigen und mit dem oben angeführten Gottesbegriff in Einklang zu bringen. Böhme wehrt sich energisch gegen die Idee der Prädestination, die das theologische Dilemma rational auflöst, indem sie das Bild eines gleichzeitig guten und grausamen Gottes entwirft, der sein Recht zur Willkür in der Verteilung von Gnade und Ungnade aus der Erhabenheit des Schöpfers bezieht, der nur sich selber Rechenschaft schuldet. Zwar wird das doppelte Gesicht Gottes zum Kernstück seiner Emanationsphilosophie, die absichtliche Vorherbestimmung zum Bösen seitens Jehovas hingegen ist derjenige Aspekt der Prädestinationslehre, den Böhme nicht hinnehmen kann.