Lassalles Testament ist das entscheidende Zeugnis dafür, wie ganz persönlich Lassalle den ADAV als seine eigenste Schöpfung auffaßte, wie sehr er die Organisation mit seiner Person identifizierte. Obwohl der Lassalle unwandelbar wohlgesinnte Franz Mehring die von Lassalle ausgesetzten Legate und Renten als dem Parteiinteresse dienend interpretierte, konnte er doch nicht umhin, das Testament als verhängnisvoll für die Weiterentwicklung des ADAV zu bezeichnen. Im zweiten Kapitel des vierten Buches seiner Geschichte der deutschen Sozialdemokratie findet sich dazu die folgende Passage: „Verhängnisvoller erwiesen sich die Bestimmungen des Testaments, die sich unmittelbar auf den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein bezogen. Lassalle empfahl dem Vereine, den Frankfurter Bevollmächtigten Bernhard Becker zu seinem Nachfolger zu wählen, und diesem band er auf die Seele, an der Organisation festzuhalten, die den Verein zum Siege führen werde, Verfügungen, die sich als Reflexe der Vahlteichschen Opposition erklären, aber, statt alte Verwirrung zu schlichten, nur neue Verwirrung angerichtet haben.”