Die Gemütsverfassung derer, die am Abend des 4. August 1914 – nach jener denkwürdigen Sitzung des Deutschen Reichstags, in der die sozialdemokratische Fraktion geschlossen für die Kriegskredite stimmte – in der Wohnung Rosa Luxemburgs zusammenkamen, könne man sich denken. Aber während etwa Karl Liebknechts folgende Kämpfe gegen die Parteiinstanzen in einem „nach dem Krieg erschienenen Briefwechsel” dokumentarisch festgelegt seien, unterrichte uns über Rosa Luxemburgs Leben in der ersten bitteren Zeit nach jenem 4. August „kein Brief, kein einziges Dokument” schrieb etwa zwei Jahrzehnte später Henriette Roland Holst in ihrer Biographie der toten Freundin. Daß solch ein Brief von Rosa Luxemburg sich ausgerechnet in dem Nachlaß ihres Landsmanns Troelstra finden könnte, jenes langjährigen Führers der holländischen Sozialdemokratie, den sie, selbst auf dem radikalen Flügel der holländischen Arbeiterbewegung stehend, fortgesetzt befehdet hatte, dürfte ihr kaum in den Sinn gekommen sein.