Summary
Gutta cavat lapidem,
Non vi, sed saepe cadendo.
Kaum ein Überrest aus alter Zeit in Südamerika hat bei den Gelehrten so viele verschiedene und sich widersprechende Meinungen hervorgerufen, wie die Zeichen und Figuren, die man von Menschenhand in die Felsen eingegraben findet.
Viele haben sich vergeblich bemüht, diese “Hieroglyphen” zu enträtseln. Man hielt sie für eine “Bilderschrift”, Mitteilungen einer höher entwickelten, ausgestorbenen Bevölkerung oder für geheimnisvolle “Inschriften” eines erloschenen Kultes. Hierfür schien ihre Übereinstimmung und ihre weite Verbreitung zu sprechen, denn man findet derartige Felsbilder über den größten Teil Südamerikas verstreut, vor allem im Tiefland des Amazonenstroms und im ganzen Norden.
Das Bildermaterial, das ich hier auf Tafel 1 bis 29 zum erstenmal der Öffentlichkeit übergebe, habe ich auf meinen Reisen in den Flußgebieten des oberen Rio Negro und Yapura (1903 – 1905) an Ort und Stelle genau kopiert. Ich will versuchen, an der Hand dieser Kopien die Entstehung der Felsbilder zu erklären, so wie sie mir während meines zweijährigen Aufenthaltes unter den Indianern allmählich klar geworden ist.
Im ersten Teil dieser Arbeit gebe ich dazu einen möglichst urnfassenden Überblick über die Felsbilder aus dem Gebiet der südamerikanischen Naturvölker und über die Urteile der verschiedenen Forscher.
- Type
- Chapter
- Information
- Südamerikanische Felszeichnungen , pp. ix - xPublisher: Cambridge University PressPrint publication year: 2010